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Bulgarisches Komitee für das Westliche Grenzland fordert Autonomie für bulgarische Minderheit in Serbien

2. Dezember 2003
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Sofia, 28.11.2003, BTA Monitordienst, bulgar.

Das nationale Komitee für die Änderung des Status des Westlichen Grenzlands fordert administrative, wirtschaftliche und kulturelle Autonomie für das Gebiet im benachbarten Serbien, das von einer zusammenhängenden ethnischen Gemeinschaft von Bulgaren besiedelt ist. Hören Sie mehr von Radostina Biljarska, die Professor Grigor Welew, den Vorsitzenden des Nationalen Komitees für die Änderung des Status des Westlichen Grenzlands interviewt hat.

Welew:

In der Tat erfinden wir nicht das Rad neu. Die Ungarn sind uns voraus. Sie haben versucht, vor ihrer Aufnahme in die NATO und in die EU die Angelegenheit vorrangig zu lösen. Ihnen ist es gelungen, einen Kompromiss auszuarbeiten und einen Vertrag mit Serbien zu unterzeichnen, der von internationalen Garantien wie etwa für die Sicherstellung einer solchen Autonomie für die ungarische Bevölkerung in der Vojvodina gestützt wird.

Das Nationale Komitee für die Änderung des Status des Westlichen Grenzlands schlägt eine völlig zivilisierte, völlig akzeptable Formel vor, die beiden Staaten nützt. Ich sagte, beiden Parteien, denn Serbien hat lange Zeit, die meisten serbischen Intellektuellen haben lange Zeit das Westliche Grenzland als Last aufgefasst.

Es gibt in der Region keine Kommunikationsverbindungen und die Bevölkerung ist wirtschaftlich isoliert. Das ist das Gebiet, wo Jugoslawien am wenigsten investiert hat. Die Bevölkerung hat einen primitiven Lebensstandard und eine galoppierende Arbeitslosigkeit von über 60 Prozent. Das ist der Grund, warum sie diese Last am liebsten loswürden, um nicht das bisschen staatliche Geld, das in die Region fließt, weiterhin investieren zu müssen.

Frage:

Um dem westlichen Grenzland einen autonomem Status zu gewähren, ist ein Beschluss des Parlaments nötig. Kann Bulgarien seine staatlichen Institutionen nutzen, um eine solche Intervention vorzunehmen?

Welew:

Diplomatie ist nicht nur eine Wissenschaft, sondern auch Übung. Sie ist eine Kunst, die die richtige Sprache und Methode der Einflussnahme finden sollte, um die Aufgabe zu erfüllen. Natürlich verteidigt jedes normale Land, das seinen Namen, seine Ehre und Würde achtet, seine nationalen Interessen. Wir müssen in unserer Eigenschaft als Wissenschaftler in dieser Denkfabrik entschieden sagen, dass wir dieses Mal nicht der Ansicht sind, dass Bulgarien diese außerordentlich bedeutende Aufgabe erfüllt. Die Annahme, dass Bulgarien davon Abstand nimmt, dieses Thema anzugehen, um sein Bestreben, der NATO und der EU beizutreten, nicht zu gefährden, ist lächerlich. Hatten die Ungarn, die der NATO beigetreten sind und im Jahre 2004 in die EU eintreten werden, nicht das gleiche Problem?

Frage:

Was kann unternommen werden, um den Lebensstandard der Bulgaren im Westlichen Grenzland zu verbessern?

Welew:

Gegenwärtig kann nichts unternommen werden, außer darauf zu beharren, dass Bulgarien die Gelegenheit gewährt wird, in dieser Region zu investieren, indem ihr Autonomie gewährt wird. Alle Arten von Hindernissen werden aufgebaut, um bulgarische Investitionen im Westlichen Grenzland zu vereiteln. Darüber hinaus gibt es dieses schreckliche System der Gewährung der bulgarischen Staatsbürgerschaft, das Bulgaren, die in traditionellen bulgarischen Territorien leben, daran hindert, die Staatsbürgerschaft einfach durch Vorlage einer Geburtsurkunde und eines Antrags zu gewähren. Serben und Rumänen praktizieren das Gegenteil. Die Staatsbürgerschaft könnte einigen helfen, nach Bulgarien zu kommen und dort zu arbeiten, bis die gegenwärtigen wirtschaftlichen und sozialen Probleme im Westlichen Grenzland gelöst sind. Sie sehen, es gibt Tausende Mittel und Wege, aber es fehlt an Entschlossenheit und nationalem Verantwortungsgefühl. (MK)