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Bulgarische Geschäftswelt erobert Bürgermeisterposten

4. November 2003

– Handfeste Geschäftsinteressen in Vordergrund

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Sofia, 4.11.203, 1238 GMT, RADIO BULGARIEN, deutsch

Der große Sieger bei den Kommunalwahlen in Bulgarien seien die mittelgroßen Unternehmen, heißt es in einem Artikel in der heutigen (4.11.) Ausgabe der Tageszeitung "24 Stunden". Regionale Unternehmer und Firmenvereinigungen haben ihnen genehme Bürgermeisterkandidaten oder gar eigene Vertreter erfolgreich in die Bürgermeisterämtern geführt, begründet die "24 Stunden" diese Behauptung.

Hinter den neuen Bürgermeistern stünden daher also handfeste Geschäftsinteressen. Überhaupt hätten die bulgarischen Unternehmer begonnen, sich außerhalb der herkömmlichen Parteien und Verbände zu organisieren. Die jüngsten Kommunalwahlen hätten gezeigt, dass die Geschäftskreise keine Parteien mehr als Vermittler zwischen ihnen und der Macht brauchen. Ein Beweis dafür seien auch die vielen Bürgermeister, die für ein weiteres Mandat wiedergewählt wurden.

Die Befürworter des traditionellen politischen Modells freuen sich über den Misserfolg der regierenden Nationalen Bewegung Simeon II. bei den Kommunalwahlen, denn so kehrt das stabile Gleichgewicht bei den großen Erzrivalen der Bulgarischen Sozialistischen Partei und die Union der Demokratischen Kräfte wieder, lautet eine weitere Schlussfolgerung im Artikel der "24 Stunden". Sie hätten aber nicht viel Grund zur Freude, denn würden die Parlamentswahlen in Bulgarien nach dem Mehrheitswahlsystem wie die Bürgermeisterwahl und nicht nach dem Verhältniswahlsystem mit Parteienlisten ablaufen, wäre es überhaupt sehr unklar, wer dann ins Parlament kommt und ob die Interessen der Unternehmen dann mit den traditionellen Parteien – Bulgarische Sozialistische Partei, Union der Demokratischen Kräfte, Nationale Bewegung Simeon II. und die Bewegung für Rechte und Freiheiten - als Vermittler wahrgenommen werden.

Die Zeitung kommentiert auch die niedrige Wahlbeteiligung und wertet sie als Zeichen der Entfremdung zwischen Wählern und Politikern. Gleichzeitig sei auch eine Entfremdung zwischen den Geschäftskreisen und den Politikern zu beobachten, betont die "24 Stunden". (fp)