Bulgarische Energetik soll wettbewerbsfähiger werden
21. März 2002Sofia, März 2002, WIRTSCHAFTSBLATT, deutsch
Das vom Minister für Energetik, Milko Kowatschew, vorgeschlagene Energiekonzept wurde vom Ministerrat angenommen. Die Preise der Elektroenergie für Privathaushalte und für Industriezwecke sollen bis Ende 2002 angeglichen werden. Vor der zehnprozentigen Preiserhöhung im Dezember zeigten die Angaben des Ministeriums, dass die Preise für die Privathaushalte zu 34 Prozent durch die Stromgebühren für die Industriebetriebe subventioniert wurden. Daher sollen die von den Privatverbrauchern zu zahlenden Preise bis Ende 2002 um 24 Prozent angehoben werden. Das Energiekonzept befasst sich nicht mit dem Investitionsprogramm für die Branche. Ende März soll die Energiestrategie vorlegt werden, die alle Probleme im Zusammenhang mit der Preisbildung und der Privatisierungsstrategie regeln soll. Geplant sei außerdem die Durchführung einer Marketinguntersuchung der einzelnen Energieunternehmen.
Die Erhöhung der Energieeffektivität sei die Alternative zum Bau neuer Kapazitäten. Innerhalb von drei, vier Jahren müsse die bulgarische Energetik wettbewerbsfähig werden. Derzeit importiert Bulgarien 70 Prozent der benötigten Energieträger, was 27 Prozent der Gesamteinfuhren entspricht. Beim Export entfallen ca. 14 Prozent auf Erdöl und Erdölprodukte sowie auf andere Energieträger.
Die Energieintensität des Bruttoinlandsprodukts (BIP) habe sich in Bulgarien in den letzten zwölf Jahren erhöht, während in den anderen EU-Beitrittskandidaten die umgekehrte Tendenz zu beobachten sei. Dies reflektiere auf den gesamten Bereich und beeinträchtige die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft als Ganzes.
Minister Kowatschew erklärte, die Stilllegung der Reaktorblöcke Nr. 1 und 2 im AKW Kosloduj werde einen Anstieg der Strompreise um sechs Prozent zur Folge haben. Die Rehabilitation des Wärmekraftwerkes Maritza-Istok 3 werde den Durchschnittspreis der dort erzeugten Elektroenergie um zehn Prozent erhöhen. Der von der NEG (Nationale Elektrizitätsgesellschaft - MD) verkaufte Strom werde sich um 3,5 Prozent verteuern.
Der Strommarkt in Bulgarien soll nach 2007 liberalisiert werden. Dann würden die Verbraucher die Möglichkeit erhalten, Lieferverträge mit ausländischen Stromproduzenten zu schließen. In fünf Jahren würden die bulgarischen Stromproduzenten den Export von Elektroenergie auch ohne die Vermittlung der NEG vereinbaren können. Bis Ende November 2002 soll eine Anordnung für die privilegierten Verbraucher erarbeitet werden, die den großen Stromkonsumenten im Land die Möglichkeit bieten wird, Direktverträge mit den Produzenten zu schließen. (..) (fp)