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Bulgariens Regierung verliert nach einer Umfrage an Vertrauen

3. September 2002

- Minister für Gesundheit, Energiewirtschaft und Bildung haben das niedrigste Ansehen

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Sofia, 3.9.2002, 1006 GMT, RADIO BULGARIEN, deutsch

In einem Interview für die Tageszeitung "Trud" kommentiert die Leiterin der bulgarischen Meinungsforschungsagentur NBMD, Mira Janowa, die gegenwärtige öffentliche Stimmung an Hand der Meinungsumfragen.

Es läst sich nicht leugnen, dass die Nationale Bewegung Simeon II. an Vertrauen verliert. Das passiert mit jeder Partei an der Macht, die Reformen durchführt. Die bittere Pille muss geschluckt werden, meint die Meinungsforscherin. NBMD fragt regelmäßig danach, ob Umbesetzungen im Kabinett erforderlich sind. Nach unserer jüngsten Umfrage im Sommer glauben 70 Prozent der Befragten, dass keine radikalen Änderungen stattfinden sollen, dass keine vorzeitigen Wahlen erforderlich sind. Das heißt, die Wähler sind sich dessen bewusst, dass, wer immer an der Macht ist, vor den selben schweren Aufgaben stehen würde und ihr Leben nicht entscheidend verändern kann. Das Vertrauen in die Parteien im Allgemeinen fällt. Dieser Prozess begann vor den Wahlen 2001. Damals stand Simeon von Sachsen, Coburg und Gotha für eine andere politische Ordnung. Er war eine Persönlichkeit gegen die Parteien. Die Menschen stimmten für ihn, weil sie von den traditionellen Parteien enttäuscht waren, weil sie begriffen, dass es Strukturen sind, die partiellen Interessen dienen. Und wie steht es mit dem Vertrauen zu den einzelnen Parteien?

Die linke Koalition für Bulgarien führt mit 15 bis 18 Prozent. Die Regierende Nationale Bewegung Simeon II. hat eine Zustimmung von zwölf Prozent. Die rechte Union der Demokratischen Kräfte acht Prozent, die Partei der bulgarischen Türken und Muslime, Bewegung für Rechte und Freiheiten, rund fünf Prozent. Die Nationale Bewegung Simeon II. erlebt einen starken Vertrauensverlust. Im Juli 2001 hatte sie das Vertrauen von 51 Prozent der Bulgaren, und diese Tendenz hält an. Kann sich aber der Premierminister bei diesem Vertrauensverlust halten?

Das Land braucht gegenwärtig wirtschaftlich und außenpolitisch Stabilität, meint die Meinungsforscherin. Am besten ist es, wenn dieses Kabinett sein volles Mandat an der Macht bleibt. Die Menschen fordern Umbesetzungen, aber nur bei einigen Ministern. Unsere Umfragen zeigen, dass das niedrigste Ansehen die Minister für Gesundheit, Energiewirtschaft und Bildung haben. Die Angriffe der Bulgarischen Sozialistischen Partei und der Bewegung für Rechte und Freiheiten werden sich vertiefen. Das Kabinett könnte untergraben werden, falls die Sozialisten und die Türkenpartei ihre Aktionen koordinieren. Die Union der Demokratischen Kräfte greift sie wie gewöhnlich an. Ich glaube nicht, dass sie sich in irgendeiner Koalition mit den Regierenden engagieren könnte. (fp)