"Bulgariens NATO-Integration wird Beziehungen zu Russland nicht behindern"
19. September 2002Sofia, 19.9.2002, RADIO BULGARIEN
RADIO BULGARIEN, deutsch, 19.9.2002, 1003 GMT
Staatspräsident Georgi Parwanow reist zu einem dreitägigen Arbeitsbesuch nach Russland. Er folgt damit einer Einladung von Präsident Wladimir Putin. Das erste Treffen der beiden Staatschefs wird in der Schwarzmeerstadt Sotschi sein. Parwanow und Putin werden dann in Moskau offizielle Gespräche führen. "Wir werden konkrete Vorschläge an die russische Seite richten und wahrscheinlich wird Russland auch gewisse Einsprüche haben", sagte Parwanow. Über die Privatisierung der Tabak– Holding Bulgartabak sagte er, dass er in Russland keine Fragen in Zusammenhang mit dem Privatisierungsgeschäft erwarte, weil es ein souveränes Recht der bulgarischen Seite sei.
Die bulgarische Integration in die NATO wird die Entwicklung der Beziehungen zu Russland nicht behindern, erklärte der bulgarische Präsident. Er sei sich darüber im Klaren , dass viele in Russland von dieser Perspektive nicht begeistert sind, fügte aber hinzu, dass dies eine souveräne Wahl Bulgariens sei. Auf einem Treffen mit russischen Journalisten am Dienstag (17.9.) hat Präsident Parwanow erklärt, dass zwischen 67 und 77 Prozent der Bulgaren für einen NATO-Beitritt sind. (fp)
RADIO BULGARIEN, deutsch, 19.9.2002, 1015 GMT
Der bulgarische Staatspräsident Georgi Parwanow reist am Donnerstag (19.9.) zu einem offiziellen Besuch nach Russland. Zahlreich Kulturschaffende und Geschäftsleute begleiten ihn nach Moskau. (...)
Die Visite von Staatspräsident Parwanow bildet den logischen Abschluss einer Reihe von Treffen und Beratungen, die für die neue Qualität in den Beziehungen zwischen Bulgarien und Russland stehen. Die so genannte problematische Periode in den bulgarisch-russischen Beziehungen ist bereits zu Ende. Der bilaterale Dialog entwickelt sich inzwischen dynamisch, das gegenseitige Interesse ist konkret und pragmatisch. Die Etappen der Annährung und Distanzierung in den Beziehungen zwischen Bulgarien und Russland in der Zeit nach der politischen Wende waren durch die unterschiedlichen Prioritäten in Wirtschaft und Politik bestimmt und von der Innenkonjunktur in beiden Ländern stark abhängig. (...)
In den letzten neun Monaten waren in Russland nacheinander der Vizepremier Nikolai Wassilew, der Außenminister Solomon Passi, der Regierungschef Simeon von Sachsen, Coburg und Gotha, und es gab zahlreiche bilaterale Veranstaltungen. In dieser Zeit wurde eine Vereinbarung über die Reisemodalitäten der Bürger beider Länder im jeweils anderen Land unterzeichnet, die bekanntlich viel Aufsehen erregte. Das Problem mit den russischen Schulden an Bulgarien wurde gelöst, eine Lösung des Problems mit den sowjetischen Liegenschaften in Bulgarien zeichnet sich ebenfalls ab.
Die bevorstehende Visite von Parwanow bedeutet eine neue Phase in den bilateralen Beziehungen. Bulgarien und Russland sind Partner in einem neuen globalen Prozess des Kampfes mit den neun globalen Risiken und Herausforderungen.(...)
Zu der eindrucksvollen Abordnung, die das bulgarische Staatsoberhaupt nach Moskau begleitet, gehören unter anderem die Intendanten der zwei größten Theater Bulgariens, der Präsident der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und der Rektor der Sofioter Universität sowie die Verleger und Chefredakteure der drei größten bulgarischen Tageszeitungen. Die Geschäftsleute beider Länder werden bei einem gemeinsamen Forum konkrete Iden und Projekte diskutieren und sie den beiden Präsidenten vorlegen. Beide Seiten haben ihren Wunsch nach Verbesserung der Beziehungen bekundet. Neben den offiziellen Begegnungen zwischen beiden Präsidenten, wird es auch ein inoffizielles Treffen geben. (...)
Bisher schufen die Politiker selbst die Probleme. Es ist an der Zeit zu versuchen, die Probleme der anderen zu lösen. (...) (fp)