Bulgarien will den kubanischen Markt zurückerobern
14. Mai 2002Sofia, 10.5.2002, BTA, engl.
Mit der Unterzeichnung eines gemeinsamen Protokolls ist am Freitag (10.5.) die dritte Sitzung der bulgarisch-kubanischen Regierungskommission für Zusammenarbeit in Handel, Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie beendet worden. An der Sitzung hatten Vertreter von 50 großen bulgarischen Unternehmen teilgenommen.
Die erzielten Vereinbarungen bieten eine beachtliche Chance für die Wiederaufnahme des Handels in der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie, erklärte der stellvertretende Landwirtschaftsminister Bojko Boew vor der Presse.
Bulgarien plant, den kubanischen Geflügelmarkt zumindest teilweise zurückzuerobern. Bis 1990 verkaufte es jährlich 30 000 Stück Geflügel an Kuba. Bulgarien gehörte auch zu den herkömmlichen Exporteuren von Wein, Wasserpumpen und Kühlanlagen nach Kuba.
Nun haben sich die Seiten auf die Aufnahme von Einfuhren kubanischen Rohzuckers geeinigt, der in bulgarischen Raffinerien verarbeitet werden soll. Um Einzelheiten dieses Vorhabens festlegen zu können, werden kubanische Geschäftsleute am Samstag die Zuckerraffinerie in Gorna Orjachowiza besuchen, sagte Boew.
Bulgarien wird darüber hinaus die Zulassung von 26 bulgarischen Pharmaerzeugnissen für den Verkauf in Kuba, die vor fünf beziehungsweise sechs Jahren ausgelaufen ist, erneuern, erfuhr die Nachrichtenagentur BTA von Ognjan Palawejew, dem Vizevorsitzenden des Verbandes bulgarischer Pharmaproduzenten. Nach der Reform der Pharmachim-Holding haben alle neuen unabhängigen Unternehmen die Möglichkeit, zu exportieren, keines habe aber bis jetzt diesbezüglich etwas unternommen, so Palawejew.
Bis zum Jahre 1990 führte Bulgariens Pharmaindustrie nach Kuba Waren im Wert zwischen zehn und zwölf Millionen Transferrubel aus. 1993 wurden diese Exporte ganz eingestellt.
In den letzten Jahren ist der Handelsaustausch zwischen beiden Ländern dramatisch gesunken und übersteigt derzeit kaum den Wert von 15 Millionen Dollar. Nach Palawejews Worten ist dies auf das Einschalten von Vermittlern sowie auf Kubas schwerfälliges Abrechnungssystem zurückzuführen.
Die bulgarische Seite biete für gemeinsame Kontakte ein gutes Geschäftsklima und gute Geschäftsvoraussetzungen und hoffe, den verlorenen kubanischen Markt zurückerobern zu können, sagte der stellvertretende Landwirtschaftsminister.
Nach den kubanischen Schulden bei Bulgarien und ihrer Begleichung befragt, erklärte er, bevollmächtigte Banken beider Länder hätten sich auf deren Höhe in Transferrubel bis zum Stichtag 30. April 2002 geeinigt.
Der kubanische Vizeminister für Auslandsinvestitionen und wirtschaftliche Zusammenarbeit Rodrigo Malmierca Diaz, der den Ko-Vorsitz in der gemeinsamen Kommission inne hat, erklärte, Kuba werde sich an der Frühjahrsmesse von Plowdiw beteiligen. Im September wird sich eine bulgarische Abordnung mit dem stellvertretenden Landwirtschaftsminister an der Spitze nach Kuba begeben. (TS)