Bulgarien veröffentlicht Broschüre über 130 Investitionsprojekte von Kommunen und Privatfirmen
27. Juni 2002Sofia, Juni 2002, WIRTSCHAFTSBLAT, deutsch
Frage:
Kann man sagen, dass das Bulgarische Investitionsforum, das im Juni dieses Jahres durchgeführt wird, eine Fortsetzung des bereits traditionellen Herbst- Wirtschaftsforums für Südosteuropa darstellt und dass seine Veranstaltung das Ergebnis des großen Investoreninteresses für das vorangegangene Forum ist?Georgi Tabakow:
Ein Investitionsforum wurde in Sofia zum ersten Mal im Jahr 1997 durchgeführt. Seither organisieren wir Wirtschaftsforen für Bulgarien und seit 1999 auch für Südosteuropa. Wir haben auch mehrere kleinere spezialisierte Foren veranstaltet - zum Beispiel über Landwirtschaft, Tourismus, Hochtechnologien. Nach dem Start der Foren für Südosteuropa im Jahr 1999 haben wir jedoch eine gewisse Verunsicherung bei den Gästen festgestellt. Sie begannen sich zu fragen, welche der zahlreichen Veranstaltungen das eigentliche Investitionsforum ist. Daher haben wir beschlossen, in diesem Jahr eine klare Trennlinie zwischen den beiden Foren zu ziehen. Das Thema Bulgarien wird Anfang Juni behandelt, und das Wirtschaftsforum für Südosteuropa (14. - 16. Oktober) wird sich ausschließlich mit regionalen Problemen befassen. Auf dem Wirtschaftsforum im Herbst wird auch ein viel breiterer Kreis von Wirtschaftsfragen erörtert werden. Dabei werden wir nicht nur über die Investitionen debattieren, sondern auch über die kommerziellen und finanziellen Beziehungen zwischen den Ländern, über die makroökonomische Politik der Regierungen usw. usf.Frage:
Bedeutet dies, dass vom Investitionsforum konkretere Ergebnisse erwartet werden?Georgi Tabakow
: Ja, wir rechnen mit konkreten Ergebnissen. Der Akzent liegt auf den Möglichkeiten für einen Einstieg in den bulgarischen Markt. Dies kann bekanntlich auf dreierlei Weise erfolgen: über die Privatisierung, durch Greenfield-Investitionen und durch die Errichtung von Joint Ventures in Bulgarien in Zusammenarbeit mit einem einheimischen Partner. Zum ersten Mal bieten wir den Teilnehmern am Forum eine Broschüre an, die Informationen über mehr als 130 Investitionsprojekte von Kommunen und Privatfirmen mit einem Gesamtwert von über 500 Mio. USD enthält. Es handelt sich um Vorhaben in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel Produktion, Tourismus, Handel, Infrastruktur, Umweltschutz. Es gibt auch zahlreiche Projekte für die Abfallentsorgung, für den Bau von Kläranlagen usw.Frage:
Werden auf dem Forum auch staatliche Projekte vorgestellt?Georgi Tabakow: Die staatlichen Projekte werden bei den Plenarsitzungen und Rundtischgesprächen präsentiert. Die ausländischen Investoren kennen bereits die meisten dieser Vorhaben. Den Vertretern der Finanz- und Geschäftskreise ist bekannt, dass die Bulgarische Telekommunikations-Gesellschaft (BTG) zum Verkauf freigegeben worden ist, dass eine Ausschreibung für die Privatisierung der Bulgartabak Holding läuft, dass eine Umstrukturierung des Energiesektors bevorsteht, in deren Rahmen die Elektrizitätswerke und die Stromversorgungsgesellschaften privatisiert werden sollen. Nur ein kleiner Teil der Firmen in den Bereichen Produktion und Tourismus befindet sich immer noch im Staatsbesitz. Rund 70 Prozent des bulgarischen BIP werden inzwischen von Privatunternehmen erzeugt. Daher konzentrieren wir uns ausschließlich auf private Projekte. Auch die so genannte sekundäre Privatisierung besitzt ein enormes Potenzial. Ich meine da jene Fälle, wo ein Wirtschaftssubjekt im Zuge der Privatisierung einen Betrieb erworben und diesen nun aus dem einen oder anderen Grund verkaufen will. Logischerweise sucht man da nach einem zahlungskräftigen Käufer. Ein großes Potenzial besitzen auch die früheren Privatisierungsfonds. Einige von ihnen trennen sich gegenwärtig von ihren Aktiva. Nach meiner Ansicht werden gerade solche Gesellschaften in den nächsten Jahren ausländische Investitionen heranziehen können. Auf der anderen Seite entwickeln die Kommunen in Bulgarien bereits eigene Projekte, von denen sowohl die Gesellschaft als auch die eventuellen privaten Investoren profitieren könnten. (fp)