Bulgarien: Hat Nationale Bewegung Simeon II. die Erwartungen erfüllt?
15. Juli 2004Sofia, Juli 2004, WIRTSCHAFTSBLATT, deutsch
Im Juni 2001 gewann die Nationale Bewegung Simeon II. (NDS II) dank ihres Versprechens, Reformen zur Beschleunigung der wirtschaftlichen Entwicklung durchzuführen und zur Erhöhung der Einkünfte der bulgarischen Bürger beizutragen, die Parlamentswahlen.
Eines der 2001 abgegebenen Wahlversprechen der heutigen Regierenden betraf die "unverzügliche und unsymbolische Erhöhung der Einkünfte". Was ist in Wirklichkeit daraus geworden?
Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes betrug der monatliche Durchschnittslohn im Land im März d. J. 292 Lewa (ca. 146 Euro – MD), verglichen mit 239 Lewa (ca. 119,5 Euro) im März 2001. Folglich ist die Durchschnittsvergütung innerhalb von drei Jahren nominell um 22,2 Prozent gestiegen. Wenn man sich die Nettoeinkünfte der Bürger anschaut, d. h. das verfügbare Einkommen nach Abzug der Pflichtversicherungsbeiträge und der Einkommenssteuer, so wird man feststellen, dass sich diese im Vergleich zu 2001 ebenfalls nur geringfügig erhöht haben. Im März 2001 betrug das Pro-Kopf-Nettoeinkommen 190,10 Lewa (ca. 95,5 Euro), und im selben Monat 2004 waren es 232,80 Lewa (116,4 Euro). Dies ergibt für den untersuchten Zeitraum einen Anstieg um ca. 43 Lewa (ca. 21,5 Euro), d. h. um 14 Lewa (7 Euro) pro Jahr.
Bei dieser Analyse wird allerdings der Einfluss der Inflation nicht berücksichtigt. Was die Reallöhne betrifft, so haben sich diese innerhalb von drei Jahren nur um 5,6 Prozent erhöht, da die Preise im Durchschnitt um ca. 16 Prozent gestiegen sind. Dies bedeutet, dass die Arbeitsvergütungen in Bulgarien in den drei Jahren seit dem Machtantritt der NDS II. um jeweils 1,8 Prozent pro Jahr gewachsen sind, was in Wirklichkeit eine rein "symbolische" Erhöhung darstellt. Dabei sind gerade die Reallöhne von Bedeutung, weil sie Aufschluss darüber geben, in welchem Tempo sich die Einkünfte der Bulgaren denen der EU-Bürger annähern. Angesichts dieser Entwicklung kann man schlussfolgern, dass in den letzten drei Jahren in Bezug auf die Einkünfte keine positiven Änderungen eingetreten sind. Dies ist in hohem Maße auf die Politik der Regierung zurückzuführen. (fp)