"Bulgarien darf weitere Verarmung der Bevölkerung nicht zulassen"
17. Juli 2002Sofia, 17.7.2002, 1010 GMT, RADIO BULGARIEN, deutsch
Zurzeit besucht der Nobelpreisträger für Wirtschaft vom vergangenen Jahr, Prof. Joseph Stieglitz, unser Land. Er ist Professor an der Columbia–Universität und einer der Wirtschaftsberater des neuen bulgarischen Präsidenten Parwanow. Den Nobelpreis erhielt er im vergangenen Jahr zusammen mit noch zwei Wirtschaftswissenschaftlern.
Professor Stieglitz, der drei Jahre lang für die Weltbank gearbeitet hat, ist eigentlich als strikter Gegner des Internationalen Währungsfonds bekannt. Alles begann mit seinem Fachbuch "Die Globalisierung und die Unzufriedenheit", die auf scharfe Kritik seitens des Fonds stieß.
In Bulgarien hatte der Wirtschaftsprofessor eine Reihe von Gesprächen, allen voran natürlich mit Präsident Parwanow, dessen Berater er seit kurzem ist. "Bulgarien muss seine wirtschaftliche Stabilität beibehalten und darf die weitere Verarmung der Bevölkerung nicht zulassen", sagte Stieglitz nach diesem Gespräch. Ihm zufolge könnte das Wirtschaftswachstum in unserem Land ruhig etwas größer sein. Weiteres Thema der Gespräche mit Parwanow war die Herausforderung an Bulgarien, ein größeres Wirtschaftswachstum zu erreichen. Vor Journalisten betonte der amerikanische Wissenschaftler, Investitionen in Wissenschaft und Bildung zahlen sich auf jeden Fall aus. Eben solche Investitionen können die Arbeitslosigkeit senken und zum Wirtschaftswachstum beitragen. Auch in Sofia versäumte der Professor nicht, die IWF-Politik gegenüber Bulgarien anzugreifen. Joseph Stieglitz hatte auch eine Vorlesung vor bulgarischen Wirtschaftswissenschaftlern über die neuen Strategien für wirtschaftliche und soziale Entwicklung während der Transformationszeit in Mittel- und Osteuropa. Erfolgreich sei diese Transformation in China verlaufen, in Russland hingegen blieb sie erfolglos. (...) (fp)