Britisches Parlament untersucht Banken-Skandal
2. Juli 2012Der britische Premierminister David Cameron kündigte am Montag einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss an. "Dieser Ausschuss wird Zeugen unter Eid vernehmen können und uneingeschränkten Zugang haben zu Unterlagen, Beamten und Ministern, darin eingeschlossen Minister und Berater der vorangegangenen Regierung", so der Premierminister.
Kurz vor Camerons Ankündigung hatte der Chef des Verwaltungsrats der britischen Großbank Barclays, Marcus Agius (Bild oben), seinen Rücktritt erklärt. Er übernehme die Verantwortung für den Skandal um die Manipulation des Interbanken-Zinssatzes, erklärte Agius am Montag in London.
Ermittlungsbehörden in Großbritannien und den USA gehen dem Verdacht nach, dass die Zinssätze, zu denen sich Banken untereinander Geld leihen, unerlaubt manipuliert wurden. Der Interbanken-Zinssatz Libor spielt weltweit eine Rolle bei der Festlegung von Preisen für Derivate und andere Finanzprodukte.
Rekordstrafe gegen Barclays
Barclays hat bereits Manipulationsversuche eingeräumt und in der vergangenen Woche einer Strafzahlung von umgerechnet rund 350 Millionen Euro an britische und US-Aufsichtsbehörden sowie das US-Justizministerium zugestimmt.
Dieser Vorfall ist möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs, denn auch gegen andere Banken ermitteln die Behörden wegen des Versuchs, den Interbanken-Zinssatz zu manipulieren.
Die oppositionelle Labour-Partei kündigte unterdessen eine Abstimmung im Parlament an. Dort solle entschieden werden, ob die Skandale im Bankensektor nicht besser von einem unabhängigen Ausschuss unter dem Vorsitz eines Richters untersucht werden sollen.
bea/gmf (rtr, dpa, afp)