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LiteraturIndien

Kolkata Book Fair: Deutschland wirbt mit Vielfalt

Sabine Kieselbach
27. Januar 2025

Auf der internationalen Buchmesse in Kolkata ist erstmals Deutschland Ehrengast. Die eingeladenen Autorinnen und Autoren sollen ein modernes, vielfältiges Bild präsentieren.

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Ein Bücherregal, auf dem der Schriftzug "Kolkata Book Fair" zu lesen ist, im Hintergrund Plakate, auf denen viele Menschen zu sehen sind.
Findet seit 1976 jährlich statt: die International Kolkata Book Fair Bild: mohitsphotography/Depositphotos/IMAGO

Bei der Kolkata Book Fair häufen sich die Superlative. Sie ist eine der größten Buchmessen in Asien und ist zugleich die mit den meisten Besucherinnen und Besuchern weltweit: 2,9 Millionen Literaturinteressierte wurden letztes Jahr bei der International Kolkata Book Fair in Indien gezählt. Ein Rekord. 

Für 2025 hofft man auf noch mehr Gäste, die unter freiem Himmel Lesungen besuchen, Autorinnen und Autoren treffen oder einfach Bücher kaufen. Denn die Buchmesse in Kolkata ist, anders als ihr großes Vorbild aus Frankfurt, eine Besuchermesse und vom 28. Januar bis 9. Februar ein riesiger Open-Air-Buchladen mit über 1.000 Ständen.

Gastland in diesem Jahr ist erstmals Deutschland. Eingeladen wurden hierzu mehr als ein Dutzend Autoren und Buchmenschen, die die ganze Vielfalt deutschsprachiger Literatur präsentieren sollen. Zum Beispiel David Wagner, dessen jüngst veröffentlichter Roman "Verkin" die Lebensgeschichte einer armenischstämmigen Türkin erzählt. Oder Christian Kracht, dessen demnächst erscheinender Roman "Air" von einer Reise durch Europa handelt, die ihren Helden an seine inneren Grenzen führt.

Indien | Buchmesse in Kalkutta 2020
Hier wird gelesen: Die Kolkata Book Fair zieht Millionen von Menschen anBild: Mitrarudra/Depositphotos/IMAGO

Deutschsprachige Gäste mit Verbindung zu Indien

Auffallend bei diesem Gastlandauftritt ist, dass eine ganze Reihe der eingeladenen Autorinnen und Autoren eine Beziehung zu Indien haben. Kracht zum Beispiel war einige Jahre Korrespondent in Neu-Delhi, der Österreicher Tonio Schachinger ist in Neu-Delhi geboren, Christopher Kloeble lebt in Neu-Delhi und Berlin und beschreibt in seinem jüngsten Roman "Das Museum der Welt" eine historische Indien-Expedition.

Buchpreis | Schriftsteller | Tonio Schachinger
Bekam 2023 den Deutschen Buchpreis: Tonio Schachinger Bild: Anna Breit

Auch die Berliner Lyrikerin und Autorin Ulrike Almut Sandig war viele Male zu längeren Aufenthalten in Indien, in den 1990er-Jahren hat sie Indologie studiert und Hindi gelernt. Die Liebe zur Kultur und zur Literatur aus Indien hat sie sich bis heute bewahrt und freut sich - so erzählt sie im DW-Interview kurz vor der Abreise nach Kolkata - besonders auf die Begegnung und den Austausch mit indischen Kolleginnen und Kollegen.

Zeitgenössische deutsche Literatur hat es noch schwer

Sandigs Interesse für Indien entstand bereits in ihrer Kindheit in der DDR. Ihre Eltern, der Vater war Pfarrer, verehrten Mahatma Gandhi, den Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, der seinen Kampf mit dem Konzept vom gewaltlosen Widerstand führte. Da wäre, sagt Sandig, viel Idealismus in ihr gewesen, als sie sich für das Indologie-Studium entschieden habe. Seitdem ist sie noch viele Male nach Indien gereist, war auf Literaturfestivals im ganzen Land, hat mit indischen Musikerinnen und Dichtern zusammengearbeitet, Performances aufgeführt.

Porträtfoto von Ulrike Almut Sandig
Eng verbunden mit Indien: Ulrike Almut SandigBild: Frank May/picture alliance

In Kolkata plant sie auch ein Treffen mit dem Seagull-Verlag und dessen Verleger Naveen Kishore, der die englischsprachigen Übersetzungen von zwei ihrer Bücher veröffentlicht hat. Seagull hat eine ganze Reihe von deutschsprachigen Büchern ins Englische übersetzen lassen, vor allem Texte zeitgenössischer Autorinnen und Autoren. Die haben es noch immer schwer in Indien. Wenn überhaupt deutschsprachige Werke im Regal stehen, dann sind es eher Klassiker von Autoren wie Bertolt Brecht, Franz Kafka oder Thomas Mann.

Vielfalt des literarischen Deutschlands

Vielleicht ändert sich das ja jetzt. Philipp Ackermann, deutscher Botschafter in Indien, betont, dass man die Gelegenheit nutzen wolle, "eine sehr moderne, reflektierte, vielfältige und bunte Seite des literarischen Deutschlands" zu zeigen. Astrid Wege, Leiterin des Goethe-Instituts in Kolkata, das das Programm für den Gastlandauftritt zusammengestellt hat, verspricht "einzigartige Einblicke in die deutsche Literatur, Kultur und zeitgenössische Themen".

Und Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle, die als Partner des deutschen Gastlandauftritts einen Stand auf dem Open-Air-Messegelände betreibt, betont: "Ich bin stolz, dass die DW Partner der Kolkata Book Fair ist. Der deutsche Pavillon stellt in diesem Jahr Vielfalt und Nachhaltigkeit als Kernthemen in den Vordergrund, und das sind auch Kernthemen für die DW."