Bodenschätze im Sahel: Juntas gehen neue Wege
3. April 2025Mit dem Abbau von Kupfer in der Wüste bei Agadez will Niger seine Wirtschaft ankurbeln und die Bergbauindustrie breiter aufstellen. Das Land erteilte einem lokalen Unternehmen, der Firma Minieres de l'Air Cominair SA, die Lizenz.
Die Konzession ist für Ulf Laessing, Leiter des Regionalprogramms Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung in Mali, Teil einer Strategie, nicht mehr so stark auf ausländische Firmen in der Mineralienförderung zurückzugreifen.
Mehr Souveränität durch eigene Produktion
"Wie erfolgreich das ist, kann man nicht sagen. Die Kupfermine liegt im Norden, unweit von Libyen, da ist die Sicherheitslage sehr schlecht", sagt er zu dem "Trend der Regierung - ähnlich wie in Burkina Faso und Mali -, mehr auf eigene und nicht auf westliche Unternehmen zu setzen."
Die Betreiber der Moradi-Mine rechnen über einen Zeitraum von zehn Jahren mit durchschnittlich 2700 Tonnen Kupfer pro Jahr. Die Regierung erhofft sich von der Mine hunderte neue Arbeitsstellen und ein lukratives Geschäft: Kupfer wird aktuell für 9700 US-Dollar pro Tonne auf dem Weltmarkt gehandelt.
Nicht nur Kupfer, auch Lithium - als Bestandteil vieler Akkus unverzichtbar für die Energiewende - soll in Dannet, ebenfalls bei Agadez, abgebaut werden.
Die Firma Minire de Recherche et d'Exploitation (Comirex SA) soll jährlich 300 Tonnen produzieren. Der nigrische Staat hält einen Anteil von 25 Prozent an der Kupfermine Cominair und einen 40-prozentigen Anteil an Comirex, um die Kontrolle der Regierung über diese Ressourcen zu gewährleisten.
Uranabbau gestoppt
Jahrzehntelang war der Wüstenstaat auch ein großer Produzent von Uran. Laut der World Nuclear Association hat Niger zwei nennenswerte Uran-Bergwerke, in denen 2022 rund fünf Prozent des weltweit produzierten Urans abgebaut wurde.
Doch seit dem Militärputsch und der Machtübernahme in Niger durch Abdourahamane Tchiani im Juli 2023steht die Uran-Produktion still. "Das liegt daran, dass die Grenze zu Benin geschlossen ist und Uran nur über Benin exportiert werden kann", sagt Laessing zur DW. Nur der dortige Hafen in Cotonou habe die Lizenz dazu.
Das zeigt laut Laessing die Realität vor Ort: "Die Regierung will viel mehr selbst machen, und nicht mehr mit französischen Firmen oder anderen westlichen Firmen zusammenarbeiten." Aber das bedeute nicht automatisch, dass der Abbau in eigener Produktion erfolgreich sein werde. Denn es hapere an mangelnder Erfahrung, technischer Qualifizierung und Geräte-Ausrüstung für den Abbau.
Solange die Grenze zu Benin infolge von Streitigkeiten nach dem Putsch geschlossen sei, meint Laessing, werde in der Uran-Produktion "nichts passieren" und es sei fraglich wie schnell es mit dem Kupferabbau vorangehe.
Symbolische Akte - mit Erfolg?
Die Finanzierung für die eigenen Projekte im Bergbau seien zudem nicht transparent, so Laessing. Der Kupferabbau könnte teilweise mit Erträgen aus der Erdölproduktion finanziert werden, sagt er zur DW.
Die seit Juli 2023 herrschende Militärjunta hat auch kürzlich dem französischen Atomkonzern Orano die Genehmigung zur Urangewinnung entzogen - nach 50 Jahren Tätigkeit in Niger. Die frühere Kolonialmacht ist im Sahel unpopulär geworden und hat an Einfluss verloren. Die Junta sieht sich nicht mehr an Partnerschaftsverträge aus der Ägide von Präsident Mohamed Bazoum gebunden.
Auch das kanadische Unternehmen GoviEX besitzt keine Genehmigung mehr für den Betrieb der Uranmine Madaoulea. "Das sind symbolische Akte, um sich weniger von westlichen Firmen abhängig zu machen. Erfolgschancen sind schwer zu beurteilen", sagt Laessing.
Wenn es um Rohstoffe für die Energiewende geht, ist auch der Nachbar Mali künftig gut aufgestellt: In den vergangenen Monaten nahmen zwei neue Lithium-Minen die Förderung auf, teils in Kooperation mit China.
Die neuen Konzessionen ergänzen den Abbau der Bodenschätze, die in den Sahelstaaten Mali, Niger und Burkina Faso reichlich vorhanden sind: So verfügt Niger über bedeutende Vorkommen an Uran, Zinn, und Phosphat, aber auch Erdöl. In Burkina Faso finden sich Kupfer, Zink und Mangan. In Mali liegen mehrere bisher unerschlossene Erdölfelder. Alle drei Länder verfügen über große Goldvorkommen.
Anti-westlicher Kurs im Sahel
Auch steuern alle drei Länder einen anti-westlichen Kurs und suchen neue Verbündete: Russland will vom Uranabbau über seinen Atomkonzern Rosatom profitieren; die Bergbaufirma Azelik ist mehrheitlich in chinesischer Hand.
Laut dem Africa Defense Forum handelt Niger mit Iran einen Uranverkauf aus. Im Iran profitiert das Atomprogramm, während Niger Geld für die Staatskasse - auch für Waffenkäufe - erhalten könnte, schreiben die Autoren des Militärmagazins.
Nach Putschen zwischen 2020 und 2023 stehen alle drei Sahelländer unter Militärregierungen. Im Bemühen, sich von den alten Partnern zu emanzipieren und Sanktionen zu umgehen, traten sie auch aus der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS aus - und gründeten eine eigene "Allianz der Sahelstaaten", AES.
"Es gibt in diesen Ländern schon seit Langem einen starken Wunsch nach Diversifikation in den internationalen Beziehungen", sagt Seidik Abba, Leiter des Sahel-Thinktanks CIRES mit Sitz in Paris. Auch nach dem Ende der Kolonialzeit seien die Wirtschaftsbeziehungen mit dem Westen nie auf Augenhöhe gewesen, sagt Abba im DW-Gespräch. "Die Bedingungen wurden einseitig von den westlichen Ländern diktiert. Sie legten zum Beispiel die Preise für die Rohstoffe fest, die sie von den afrikanischen Ländern kauften. Und das wurde und wird in Afrika als ungerecht empfunden."
Der Westen diktiert die Bedingungen
Burkina Faso hat 2023 nach Angaben des Branchendiensts Mining Technology insgesamt 57,3 Tonnen Gold gefördert und war damit auf Platz 14 weltweit. "Das Land ist noch nicht den Schritt gegangen wie Mali, wo man viel mehr Geld, Royalties und Steuern von den westlichen Bergbauunternehmen in der Goldproduktion haben will, da setzt man noch auf kooperatives Miteinander", sagt Laessing. "In Burkina Faso hat man verstanden, dass es ohne ausländische Firmen schwierig wäre, die Goldproduktion fortzusetzen."
Malis Bergbauministerium vermeldete 2024 einen Einbruch um 23 Prozent auf nur noch 51 Tonnen. Die Junta übte Druck auf die Unternehmen aus, die die Goldvorkommen ausbeuten. Bamako zum Beispiel fordert rund 438 Millionen US-Dollar (405 Mio. Euro) vom kanadischen Goldriesen Barrick Gold für unbezahlte Steuern.
Offiziell gebe es den Diskurs der Regierung, dass sie jetzt souverän und panafrikanisch sind. In der Praxis spielten ausländische Firmen noch eine große Rolle, sagt Laessing.
Mitarbeit: Antonio Cascais, Eric Topona