Bislang schwerste US-Angriffe auf Afghanistan
11. Oktober 2001Die USA haben ihre Luftangriffe auf Afghanistan ausgeweitet. Pakistanische Medien bezeichneten die Angriffe in der Nacht zum Donnerstag als die schwersten seit Beginn der Militäraktion. Allein in Kabul seien Hunderte Explosionen zu hören gewesen. Auch eine Militärakademie der Taliban sei getroffen worden. Die Luftabwehr der Taliban habe zurückgeschossen, offenbar aber ihre Ziele verfehlt, meldete das staatliche pakistanische Fernsehen. Angriffe wurden erneut auch auf die Taliban-Hochburg Kandahar sowie eine Militärbasis im Osten Afghanistans geflogen.
Auch Kandahar, die zweitgrößte Stadt des Landes, erlebte in der Nacht die bislang schwersten Angriffe. Mindestens 30 Explosionen seien registriert worden, berichtete der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf einen Taliban-Sprecher. Vermutlich seien die Detonationen auf Marschflugkörper zurückzuführen, da vor den Angriffen keine Militärjets zu hören gewesen seien.
Mindestens 10 Tote
Die bislang heftigsten Luftangriffe auf Afghanistan haben in der Hauptstadt Kabul nach Agenturangaben mindestens zehn Zivilisten das Leben gekosten. Die Menschen seien durch einen Raketeneinschlag in ein Haus im Osten Kabuls getötet worden, berichtete die afghanische Nachrichtenagentur AIP. Damit steige die Zahl der zivilen Opfer seit Beginn der Luftattacken auf Afghanistan am Sonntag auf mindestens 80.
Einsatz schwerer Bomben
CNN berichtete weiter, dass bei den Angriffen auch die schwersten konventionellen Bomben im Waffenarsenal der US-Luftwaffe zum Einsatz kamen. Ein B-52-Tarnkappenbomber habe einen so genannten "Bunker Buster" abgeworfen, eine Bombe mit sehr hoher Sprengkraft, die speziell zur Zerstörung von Bunkern entwickelt wurde. Der Einsatz dieser Waffe habe die Taliban-Kämpfer demoralisieren sollen, sagte ein Pentagon-Sprecher dem Sender.
Mullah Omar fordert Moslems zur Unterstützung Afghanistans auf
Der Führer der afghanischen Taliban-Miliz hat sich erstmals seit Beginn der US-Luftangriffe öffentlich zu Wort gemeldet und Moslems in aller Welt aufgefordert, Afghanistan beim Kampf ggen die Vereinigten Staaten zu unterstützen. In einer Botschaft Mullah Mohammed Omars, die die britische BBC und der Sender Voice of America auf ihren Webseiten veröffentlichten, hieß es, die US-Streitkräfte seien zwar stark aber nicht unbesiegbar. Jeder gläubige Moslem sollte entschlossen gegen die "egoistische Macht" handeln. Wie die Aufnahmen zu den Sendern gelangten, war zunächst unklar.
Zuvor hatte US-Außenminister Colin Powell erklärt, er halt es für möglich, dass das Terrornetzwerk El Kaida über im Fernsehen ausgestrahlte Videos geheime Botschaften verbreitet. Experten prüften die Äußerungen Osama bin Ladens und von El-Kaida-Sprecher Sulaiman Abu Ghaith, erklärte Powell am Mittwoch im US-Fernsehsender CNN. Zugleich dankte der Minister dem Sender dafür, dass dieser seine Berichterstattung über die Äußerungen Abu Ghaiths beschränkte. CNN habe verantwortlich gehandelt "angesichts der Möglichkeit, dass damit vielleicht irgendeine Botschaft übermittelt wird". Seit den Anschlägen vom 11. September in den USA strahlte der arabische Fernsehsender El Dschasira mehrere Videos mit Bin Laden und Abu Ghaith aus.