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Bischof von Banja Luka nach dem Papst-Besuch

24. Juni 2003

- Franjo Komarica bemängelt zu niedrige Rückkehr von Kroaten und Muslimen in diese Stadt

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Köln, 23.6.2003, DW-radio/Bosnisch, Azer Slanjankic

Am Sonntag (22.6.) besuchte Papst Johannes Paul II. erstmals die Republika Srpska. Aus diesem Anlass sprachen wir mit dem Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica (Siehe auch Monitor-Dokumentation vom 20. und 23.6.). Das Interview führte Azer Slanjankic.

Frage:

Herr Komarica, ist Bosnien und Herzegowina nach dem gestrigen Besuch des Papstes der Versöhnung näher?

Antwort: Sein Besuch allein war schon ein guter Anlass, dass die Völker von Bosnien und Herzegowina sich gegenseitig ins Gesicht schauen, in ihre Herzen schauen und sehen, was sie gemeinsam zum Guten beitragen können. Und ich denke, dass für Bosnien und Herzegowina nach dem gestrigen Tag vieles nicht mehr so ist wie am Tag zuvor, und zwar deshalb, weil viele dazu erneut eingeladen und aufgerufen wurden, ein humanes, schönes, menschliches Gesicht zu zeigen, das Großzügigkeit und Mildtätigkeit gegenüber dem Nächsten und dem Anderen ausdrückt, hier auf diesem Gebiet. Alles andere ist schrecklicher Unsinn, denn wir reisen heute über die ganze Welt und treffen uns mit Menschen völlig anderer Völker, Kulturen und Zivilisationen und akzeptieren sie, wie sie sind, während wir uns hier als Nachbarn, die nicht erst seit gestern, sondern seit Jahrhunderten zusammen leben, nicht einig werden können. Das ist absurd. Der Heilige Vater hat gesagt: 'Seien Sie bewusste, entschlossene Erbauer Ihrer eigenen besseren Zukunft.' Wir können nicht von anderen erwarten, dass sie das für uns tun. Andere haben etwas getan und wir sehen, was sie geschafft haben. Aber wir sind auch alle selbst daran schuld, dass wir nicht alles getan haben, was wir als Landsleute hätten tun müssen, denen die Heimat nicht als Geschenk gilt, sondern als Aufgabe.

Frage:

Der Vorsitzende der Präsidentschaft von Bosnien und Herzegowina Borislav Paravac hat gestern gesagt, dass Banja Luka durch den Einsatz seiner Bürger seine Bereitschaft für interkonfessionelle und interethnische Toleranz der Völker, die in dieser Stadt leben, bewiesen hat. Wie sehen Sie das als jemand, der in den letzten Jahren jeden Tag für die Rückkehr der Vorkriegsbevölkerung von Banja Luka kämpft?

Antwort:

Hier fehlen noch viele Bürger von Banja Luka, Angehörige der beiden konstitutiven Völker von Bosnien und Herzegowina, [der Muslime und Kroaten]. Das ist bekannt und das pfeifen die Spatzen von den Dächern. Gestern sagte selbst das Präsidentschaftsmitglied des serbischen Volkes, dass dies in Wirklichkeit eine Verpflichtung von Banja Luka ist und dass es auch das serbische Volk in Banja Luka verpflichtet, beziehungsweise den Bürgermeister von Banja Luka und alle Menschen in der Republika Srpska nun auch ihren Teil dafür zu tun. Sie müssen nun wirklich auch viel radikaler und entschlossener beginnen, das große Unrecht an diesen zwei konstitutiven Völkern zu bewältigen und den Gläubigen auch ermöglichen, ihren Glauben völlig frei zu entfalten. Ich persönlich habe das Recht, Herrn Paravac und auch die anderen beiden Mitglieder der Präsidentschaft beim Worte zu nehmen und sie an ihr Gespräch mit dem Papst zu erinnern, dass großes Unrecht weiterbesteht, weil Bürger aber auch insbesondere die Glaubensgemeinschaften ihren Besitz nicht zurückerhalten. (md)