Berlinale in Bildern: Glamour und Politik auf dem Roten Teppich
Die Berlinale ist das politischste der großen europäischen Filmfestivals. Die 75. Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele macht da keine Ausnahme.
Eine verschneite Eröffnung
Die deutsche Hauptstadt präsentierte sich am Eröffnungstag der Internationalen Filmfestspiele Berlin tief verschneit. Neben dem eisigen Wetter waren auch aktuelle Ereignisse Thema auf dem Roten Teppich. Vom 13. bis zum 23. Februar werden neben den 19 Filmen, die um den Goldenen und Silbernen Bären konkurrieren, Hunderte weitere Werke gezeigt.
Innehalten für München
Die festliche Stimmung bei der Eröffnung wurde durch einen mutmaßlichen Autoanschlag in München getrübt, bei dem mehr als 30 Menschen verletzt wurden. "Obwohl wir jetzt hier so feierlich zusammen sind und die Eröffnung der Berlinale feiern, denken wir natürlich auch heute Abend mit einem sehr schweren Herzen an die Menschen in München", sagte die Moderatorin der Eröffnungsgala, Désirée Nosbusch.
Eröffnungsfilm "Das Licht" von Tom Tykwer
Der gefeierte deutsche Filmemacher beschreibt "Das Licht" als Gegenstück zu seinem Actionthriller "Lola rennt" (1998). Beide Filme bieten eindrucksvolle Porträts des Lebens im zeitgenössischen Berlin. Tykwer, der unter anderem in der Erfolgsserie "Babylon Berlin" die Weimarer Republik porträtierte, verbindet auch in seinem neuen Spielfilm Drama und sozio-politischen Kommentar mit Gesang und Tanz.
Ein syrisches Migrantendrama
Tykwers Film zeigt Lars Eidinger (r.) und Nicolette Krebitz (l.) in den Rollen von Eltern, deren Familienleben mehr oder weniger zerrüttet ist. Das ändert sich, als eine syrische Haushälterin (Tala Al-Deen, 2. v. l.) zu ihnen stößt: Sie schafft es, die Familie zu vereinen. Der Film kommt zu einer Zeit, in der Deutschland - vor den anstehenden Wahlen - in der Migrations-Frage stark gespalten ist.
Goldener Ehrenbär für Tilda Swinton
Die schottische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin erhielt den Preis für ihr Lebenswerk. In ihrer Dankesrede würdigte Swinton das Kino, das "von Natur aus inklusiv ist - immun gegen Besetzungsbestrebungen, Kolonisierung, Übernahme, Besitzansprüche oder der Errichtung von Riviera-Grundstücken" - eine Anspielung auf Trumps Vorschlag, den Gazastreifen in ein Urlaubsziel zu verwandeln.
Todd Haynes leitet die internationale Jury
Der US-Regisseur von "Dem Himmel so fern" (2002) und "Carol" (2015) gilt als einer der führenden Stimmen der New Queer Cinema-Bewegung. Haynes ist Kopf der siebenköpfigen Berlinale-Jury. Bei der Eröffnung sagte er, dass seine Gemeinschaft "geschockt und mit enormer Besorgnis" auf die Rückkehr von Donald Trump schaue. Er fügte hinzu, dass Filmemachen nun "eine besondere Dringlichkeit" habe.
Die Jury präsentiert sich
Haynes (Mitte) wird auf dem Roten Teppich von den anderen Jurorinnen und Juroren flankiert. Von links nach rechts: Der argentinische Regisseur Rodrigo Moreno, die US-Filmkritikerin Amy Nicholson, die chinesische Schauspielerin Fan Bingbing, die deutsche Schauspielerin und Regisseurin Maria Schrader, der französische Regisseur Nabil Ayouch und die deutsche Kostümbildnerin Bina Daigeler.
Aufruf zur Freilassung von David Cunio
Mehrere deutsche Prominente erinnerten an das Fehlen des israelischen Schauspielers David Cunio, der seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 im Gazastreifen festgehalten wird. Das Foto mit der Aufschrift "Bring David Cunio Home" zeigt ihn und seine Familie. Cunio war 2013 als Schauspieler Berlinale-Gast. Nun läuft ein Film über ihn: "Letter to David" von Tom Shoval.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer mit politischer Botschaft
Die Botschaft auf ihrem Kleid war Luisa Neubauer wichtiger, als sich vor der Kälte zu schützen. Neben Trump, Musk und Alice Weidel, Co-Vorsitzende der in Teilen rechtsextremistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD), steht mit einem Fragezeichen Friedrich Merz auf der Liste, Spitzenkandidat für das Amt des Bundeskanzlers - weil er die Stimmen der AfD für einen Gesetzesantrag billigte.
Tricia Tuttles erste Berlinale als Direktorin
Die US-Amerikanerin hofft zwar, dass die aktuelle Politik die Kunst und die Filmgeschichten nicht völlig überschatten wird, trotzdem sieht sie das Filmfestival als einen Raum des "Widerstands". Das Kino kann eine Gegenerzählung gegen "all die perversen Ideen, die viele rechtsextreme Parteien in der ganzen Welt und in Europa verbreiten", bieten, so Tricia Tuttle gegenüber der Presse.