Bergungsarbeiten im Gotthard begonnen
26. Oktober 2001Einsatzkräfte fuhren in den Tunnel ein, um zunächst die durch die Feuerkatastrophe aufgesprengte Dachkonstruktion zu stabilisieren und zu sichern. In der Nacht war es der Tessiner Feuerwehr nach eigenen Angaben gelungen, den Brand weitgehend zu löschen. Auf einer Strecke von rund 250 Metern besteht akute Einsturzgefahr.
Zahl der Opfer und Vermissten bleibt unklar
Der nächste Schritt besteht in der Bergung der Toten. Im Tunnel befinden sich diesen Angaben zufolge rund 100 Autos und 15 Lastwagen. Unklar ist, wie viele Fahrzeuge und Personen unter den Trümmern der heruntergefallenen Tunnelbekleidung liegen. Die Behörden rechnen damit, dass weitere Todesopfer gefunden werden. Noch über 100 Menschen sind als vermisst gemeldet.
Das Feuer im Gotthardtunnel war am Mittwochmorgen ausgebrochen, nachdem zwei Lastwagen frontal zusammengestoßen waren.
Schweiz erhöht Bahn-Verladeverkehr auf Nord-Süd-Route
Der durch das Unglück im Gotthard-Tunnel stark behinderte Nord-Süd-Verkehr besonders von Deutschland nach Italien soll durch verstärkten Einsatz der Schweizer Bahnen entlastet werden. Die Schweizer Bundesbahnen (SBB) setzen nach eigenen Angaben von Freitag an zahlreiche zusätzliche Verladezüge für Last- und Personenwagen ein.
Am Donnerstag war es durch einen Unfall auf der Entlastungsstrecke durch den San-Bernadino-Tunnel zu schweren Verkehrsbehinderungen gekommen. Der Gotthard-Tunnel selbst, durch dessen zweispurige Straßenröhre täglich mehr als 18.000 Fahrzeuge rollten, bleibt nach dem folgenschweren Lastwagenunfall vom Mittwoch bis zum nächsten Jahr gesperrt. Die SBB und die Regionalbahn BLS erhöhen ihre Kapazitäten am Gotthard und am Lötschberg, um einen Teil des alpenquerenden Verkehrs aufzufangen. Die SBB lassen erstmals seit über 20 Jahren wieder Autoverladezüge durch den Gotthard-Eisenbahntunnel fahren.
Gotthard-Tunnel galt als "sicher"
Mit 17 Kilometern ist der 1980 eröffnete Gotthard-Tunnel der längste Straßentunnel in Kontinentaleuropa. Er erhielt bei Sicherheitsuntersuchungen wie etwa im Jahr 1999 vom ADAC immer gute Sicherheitsnoten. In den vergangenen Jahren war es in den Alpentunneln immer wieder zu Unfällen mit Bränden gekommen, bei denen Dutzende Menschen starben. Bei einem Unfall im Montblanc-Tunnel 1999 starben 39 Menschen. Im Tauern-Tunnel in Österreich kamen im selben Jahr zwölf Menschen ums Leben. Damals verbrannten 16 Lastwagen und 24 Autos. Auch im 1980 eröffneten Gotthard-Tunnel waren in den vergangenen Jahren wiederholt Feuer ausgebrochen.