Bayerische Alpen: "Eiskapelle" am Watzmann eingestürzt
Ende eines Touristenmagneten: In den Berchtesgadener Alpen ist die so genannte Eiskapelle in sich zusammengebrochen. Der Einsturz ist eine Folge des Klimawandels - und führt zu gefährlichen Bedingungen für Bergsteiger.
Opfer der Erderwärmung
Viel ist nicht übrig geblieben: Dieses von der Nationalparkverwaltung Berchtesgadener Alpen herausgegebene Bild zeigt die Eiskapelle nach ihrem Einsturz am 9. September. Auch die Eiswände am Rand sowie ein letzter, noch bestehender Eisbogen könnten jederzeit zusammenbrechen, heißt es in einer Mitteilung des Nationalparks. Der Einsturz sei eine Folge des fortschreitenden Klimawandels.
Tod einer Touristenattraktion
Vergangene Schönheit: Die Eiskapelle war eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten im Nationalpark Berchtesgaden. Der Hohlraum im Inneren des Firneisfelds auf 900 Metern Höhe, gelegen am Fuße der Watzmann-Ostwand und in der Nähe des Königssees, lockte jedes Jahr Tausende Touristinnen und Touristen an.
Abgang mit Ansage
Forschende hatten das Verschwinden der Eiskapelle grundsätzlich bereits erwartet: Seit 1953 sei fast eine Million Kubikmeter Firneis abgeschmolzen. Auch die schneereichen Winter zwischen 2017 und 2019 konnten den Prozess nicht aufhalten: Allein zwischen 2019 und 2022 verlor das Geotop gut die Hälfte seiner Fläche. Der frühe Zeitpunkt des Einsturzes überraschte aber auch Expertinnen und Experten.
Schwindendes Schneefeld
Die Eiskapelle galt als das tiefstliegende permanente Eisfeld in den deutschen Alpen. Doch die vergangenen Winter waren schneearm, die Sommer im Schnitt sehr warm: keine guten Voraussetzungen für den Fortbestand des Geotops. Die warmen Niederschläge der vergangenen Wochen beschleunigten das Abschmelzen zusätzlich, bis die Eiskapelle schließlich nach und nach in sich zusammenbrach.
Lebensgefahr für Wanderer
Ein Bild aus besseren Tagen: Wandern ist rund um die eingestürzte Eiskapelle nicht mehr möglich. Im gesamten Bereich herrsche akute Steinschlaggefahr, erklärt Nationalparkleiter Roland Baier. Auch die Zustiege in die Watzmann-Ostwand seien von dem Einsturz betroffen - eine beliebte Kletterroute in den Alpen. Es könnten lebensbedrohliche Situationen entstehen, warnt Baier.
"Bedrückend und schockierend"
"Es ist bedrückend und schockierend zugleich, dass die Eiskapelle, die bereits Alexander von Humboldt im November 1797 besuchte, nun einfach weg ist", erklärt Baier. Damit gehe nicht nur eine touristische Attraktion verloren, sondern auch ein geologisch bedeutendes Naturdenkmal.
Ungewisse Zukunft
Ob sich die Eiskapelle wieder neu bilden könnte, ist offen. Am Ende des Eisgrabens würden sich auch in Zukunft Schneemassen sammeln, erklärt Andreas Wolf vom Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher. Daraus könne sich ein neues Höhlensystem entwickeln. "In welcher Größe und in welchem Ausmaß, wird die Zukunft zeigen", so Wolf.
Düstere Aussichten
Baier sieht in dem Einsturz der Eiskapelle einen deutlichen Beleg dafür, welche Veränderungen durch den Klimawandel auf die Alpen zukommen: "Dem Verschwinden der Eiskapelle werden den Prognosen nach in wenigen Jahren unsere beiden Gletscher folgen", befürchtet der Nationalparkleiter. Denn auch der Blaueis- und der Watzmanngletscher sind akut vom Klimawandel bedroht.