Weltstillwoche: Muttermilch kann vor Brustkrebs schützen
5. August 2025Muttermilch gilt als perfektes Nahrungsmittel für Neugeborene: Sie versorgt Babys mit Nährstoffen, schützt vor Infektionen und passt sich sogar dem individuellen Bedarf an.
Darauf haben im Rahmen der jährlichen Weltstillwoche vom 1. bis 7. August die Weltallianz für Stillen(WABA) sowie die Weltgesundheitsorganisation(WHO) hingewiesen.
Doch auch Mütter profitieren. Denn Stillen wirkt sich nachweislich positiv auf die Gesundheit aus. Besonders deutlich wird das beim Brustkrebsrisiko: Je länger eine Frau stillt, desto größer der Schutz.
"Es gibt einige Studien, die gezeigt haben, dass Frauen, die gestillt haben, auch weniger Brustkrebs bekommen", sagt Professorin Regina Ensenauer, Vorsitzende der Nationalen Stillkommission. Sie leitet das Institut für Kinderernährung am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe, bei dem die Stillkommission angesiedelt ist.
Neu ist diese Erkenntnis nicht. Auch im Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfungwird Stillen empfohlen. Bereits 2002 ist eine Analyse von 47 Studien erschienen, wonach sich pro Jahr, in dem eine Frau stillt, ihr Brustkrebsrisiko um 4,3 Prozent reduziert im Vergleich zu einer Mutter, die nicht stillt.
Hormonelle Veränderungen beim Stillen
Doch die zugrunde liegenden Prozesse versuchen Forschende noch zu durchschauen. Auch Expertin Regina Ensenauer betont, dass die Zusammenhänge noch nicht ganz klar sind.
Eine Erklärung: Bei den meisten Frauen, die stillen, kommt es während der Stillzeit zu hormonellen Veränderungen, die die Rückkehr der Regelblutung nach der Geburt verzögern. Dadurch sind sie weniger Hormonen wie Östrogen und Progesteron ausgesetzt, die das Wachstum von Brustkrebszellen fördern können.
Außerdem verändert sich während der Schwangerschaft und Stillzeit das Brustgewebe. Forschende vermuten, dass krebserregende Stoffe, sogenannte Karzinogene, während der Stillzeit über die Brustdrüsen ausgeschieden werden können. In einer klinischen Studie wurde zudem ein Komplex in der Muttermilch nachgewiesen, der einige Krebszellen sogar abtöten kann.
Auch weniger Eierstock- und Gebärmutterkrebs
Doch Stillen kann nicht nur das Brustkrebsrisiko senken. Studien deuten darauf hin, dass auch Eierstock- und Gebärmutterkrebs sowie Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes seltener auftreten.
Wahrscheinlich hänge dies ebenfalls mit hormonellen und zellulären Veränderungen während der Schwangerschaft und Stillzeit zusammen. "Aber man muss ganz klar sagen, hier braucht es noch weitere Forschung, um die Zusammenhänge zu verstehen", sagt Regina Ensenauer.
Prävention auch ohne Stillen möglich
Brustkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) erkrankt weltweit etwa eine von 20 Frauenim Laufe ihres Lebens an Brustkrebs.
Doch nicht alle Frauen können oder wollen stillen – und auch Frauen ohne Kinder können aktiv zur eigenen Brustkrebsprävention beitragen. Stillen kann einen gewissen Schutz bieten, ist aber längst nicht die einzige Möglichkeit, um das Risiko zu senken.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) listet eine ganze Reihe an weiteren Empfehlungenzur Vorbeugung auf:
- ausreichend Bewegung – etwa 3 bis 5 Stunden schnelles Spazierengehen pro Woche oder eine vergleichbar anstrengende körperliche Betätigung
- Normalgewicht anstreben und/oder halten, insbesondere nach den Wechseljahren
- keinen oder nur wenig Alkohol trinken
- nicht rauchen
- wenn möglich, eine Hormonersatztherapie vermeiden
- Typ-2-Diabetes durch gesunde Ernährung und Gewichtskontrolle vermeiden oder eine bestehende Erkrankung entsprechend behandeln
- sich ausgewogen ernähren – viel Obst, Gemüse und Ballaststoffe essen und wenig Fett und Fleisch
Laut DKFZ ließe sich damit bei etwa 1 von 3 Frauen in der westlichen Welt Brustkrebs nach den Wechseljahren vermeiden.