Auge in Auge mit dem Stier: Rodeo hinter Gittern
Die USA, Land der Cowboys und Gesetzlosen: Im Hochsicherheitsgefängnis in Louisiana findet jedes Jahr ein Rodeo statt; Häftlinge gehen vor Tausenden Besuchern mit den wildesten Stieren auf Tuchfühlung.
Rinder-Wahnsinn
"Die wildeste Show des Südens": Mit diesem Slogan wirbt das Staatsgefängnis von Louisiana für sein berühmt-berüchtigtes Volksfest. Seit 57 Jahren treten dort Gefängnisinsassen beim Rodeo an, teils ungeübt setzen sie sich großen Gefahren aus. Das "Convict Poker" ist eines der Highlights: Wer vor dem herannahenden wilden Stier als letztes gezwungen ist, seine Hände vom Tisch zu nehmen, gewinnt.
Yihaaa!
In einem anderen Wettkampf müssen die Insassen in Dreiergruppen versuchen, ein wildes Pferd lange genug an einem Strick zu halten, dass eines der Teammitglieder aufsteigen und sich dort festklammern kann, bis die Ziellinie erreicht ist. Mit Helmen und Schutzwesten sind die Teilnehmer gepanzert; Verletzungen sind bei diesem gefährlichen Turnier dennoch an der Tagesordnung.
Hinter Stacheldraht und Wachtürmen
Dennoch ist das Rodeo beliebt, es bietet den Besuchern neben den Wettkämpfen auch ein Karussell und Pferdereiten für Kinder. An Verkaufsständen bieten Häftlinge selbstgefertigte Produkte an. Ein Volksfest, umgeben von Stacheldraht, Wachtürmen und unter den Augen bewaffneter Gefängniswärter.
Lebenslänglich
Die Häftlinge sind an ihren schwarz-weiß gestreiften Hemden leicht zu erkennen. Das Staatsgefängnis von Louisiana, auch "Angola Prison" genannt, ist das größte Hochsicherheitsgefängnis der USA. Es liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Sklaven-Plantage namens "Angola", der sie ihren Spitznamen verdankt. Viele Insassen sind Schwerverbrecher und verbüßen eine lebenslange Haftstrafe.
Ein Tag mit der Familie
Das Gefängnis-Rodeo in dem südlichen Bundesstaat der USA ist das älteste seiner Art. Erstmals fand es 1965 statt, als Insassen und Wachen auf einem Feld mit den dort gehaltenen Pferden und Rindern Cowboyspiele veranstalteten. Seit zum Rodeo Publikum zugelassen ist, hat es sich enorm vergrößert. Für viele der teilnehmenden Häftlinge ist es auch ein Tag, den sie mit ihrer Familie verbringen können.
Bemalte Blumenpracht
Die Fertigung von Kunsthandwerk gehört für die Häftlinge genauso zum Alltag wie die Arbeit auf der Farm. Der wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilte Larry Hamilton stellt aus Draht und Klebeband bemalte Blumen her und bietet sie den Rodeo-Besuchern zum Kauf an.
Cowboys und Outlaws
Die Geschichte des Angola Prison Rodeo ist jedoch umstritten. Oft wird die Brutalität der Wettkämpfe kritisiert; in den 1960ern hatte zudem die Haftanstalt selbst den Ruf, das "blutigste Gefängnis der USA" zu sein. Nur während des Rodeos können sich die Insassen mit ihren Pferden frei im Innenhof bewegen und auf die Wettkämpfe vorbereiten - alles hinter meterhohen Zäunen aus Stacheldraht.