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Auch das Kosovo ist Euroland

19. Juli 2002

- Kosovaren verärgert über Preistreiberei

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Köln, 19.7.2002 DW-radio / Albanisch, Arlinda Desku

Der Euro ist seit dem 1. Januar 2002 auch im Kosovo die offizielle Währung. Mit dem Slogan "Kosovo ist Euroland" hat UN-Verwalter Michael Steiner die Integration Kosovos in die europäischen Strukturen untermauert. Doch die Euro-Einführung hat auch im Kosovo eine Verteuerung vieler Waren mit sich gebracht. Was die Menschen und Fachleute, sechs Monate nach der Einführung, von der neuen Währung halten? Ein Bericht von Arlinda Desku.

Mit der Einführung des Euros im Kosovo sind die Preise schlagartig gestiegen. Dies bestätigen kosovarische Wirtschaftsexperten, die bereits im Vorfeld eine Aufrundung der Preise erwartet hatten. Die meiste Kritik gilt den Unternehmern, denen eine falsche Politik in Bezug auf die Preiserhöhung vorgeworfen wird. Der stellvertretende Vorsitzende der Wirtschaftskammer, Mustafa Ibrahimi, meint, dass die Unternehmer mit der Euro-Einführung im Kosovo gewonnen, während die Bürger verloren haben.

"Die Preise sind sehr stark gestiegen. Insgesamt gibt es eine Preiserhöhung von rund 20 Prozent. Dies hat große Probleme verursacht. Wir haben nämlich eine Inflation von bis zu 13 Prozent, die sich sehr negativ auf unsere Wirtschaft auswirkt."

Die Menschen, die nun tagtäglich mit der neuen Währung einkaufen und bezahlen müssen, sagen mehrheitlich, dass sie sich an den Euro gewöhnt haben. Aber sie drücken auch ihre Unzufriedenheit über die Preiserhöhungen aus. Viele sagen, sie hätten den Eindruck, als ob der Euro im Verhältnis eins zu eins mit der alten Währung DM bewertet werde.

Mann

: "Natürlich haben die Bürger Verluste erlitten, während die Unternehmer profitiert haben. Die Absicht, den Euro anstelle der früheren Währung, der DM, einzuführen, hat zu einer starken Preiserhöhung geführt."

Frau:

"Die Preise sind immens gestiegen. Wir waren überrascht, als der Euro, obwohl er im Verhältnis zur DM 1:2 stand, im Preisverhältnis 1:1 übersetzt wurde. Davon profitierten in erster Linie die Unternehmer. Das bedeutet für die Wirtschaft des Kosovos noch mehr Schwäche."

Mann:

"Es ist das gleiche. Wenn man früher fünfzig Mark ausgegeben hat, dann muss man nun fünfzig Euro ausgeben. Um sie aber zu verdienen, muss man doppelt soviel arbeiten."

Positiver sieht die Euro-Umstellung der Direktor der Volksbank des Kosovo, Ajri Begu. Er meint, dass man nach sechs Monaten nun definitiv sagen könne, dass sich der Euro im Kosovo stabilisiert habe. Auch das Banksystem habe die Einführung mit Erfolg bestanden. Zudem freut er sich über die Aufwertung des Euro im Verhältnis zum US-Dollar:

"Der Euro stabilisiert sich, sein Wert steigt sogar auf dem Devisenmarkt. Das ist ein Pluspunkt für die kosovarische Wirtschaft. Davon haben die Wirtschaft und die Unternehmen in Kosovo profitiert." (fp)