Athen will noch mehr Zeit
12. Juli 2012Griechenland brauche wenigstens zwei zusätzliche Jahre, um die für 2013 und 1014 angepeilten Einsparungen in Höhe von 11,5 Milliarden Euro erzielen zu können. Das teilte die griechische Regierung am Donnerstag in Athen mit und gab sich gleichzeitig optimistisch. Regierungssprecher Simos Kedikoglou sagte: "Unser Ziel, die Fristen neu auszuhandeln, werden wir erreichen."
Griechenland-Experten in Brüssler EU-Institutionen äußerten sich sehr zurückhaltend und verwiesen auf das bereits ausgehandelte Vorgehen. Demnach werde die sogenannte Troika aus Vertretern von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) noch im Juli nach Athen reisen und klären, wie die Regierung ihren Verpflichtungen aus dem zweiten, 130 Milliarden Euro umfassenden Hilfsprogramm erfülle. IWF-Sprecher Gerry Rice reagierte ebenfalls zurückhaltend auf das Athener Ansinnen. "Wenn es Ideen gibt, die Ziele des Programms zu erreichen, sind wir offen, sie zu diskutieren", sagte er. Einen möglichen Zeitaufschub erwähnte er nicht.
Die Arbeitslosigkeit steigt weiter an
Unterdessen verschärft sich die ökonomische Lage in Griechenland immer weiter. Die Arbeitslosigkeit ist stärker als vorhergesehen gestiegen. Im Zeitraum von April 2011 bis April 2012 haben mehr als 300.000 Griechen ihre Arbeit verloren. Die Arbeitslosigkeit lag dann bei 22,5 Prozent, im Jahr zuvor waren es 16,2 Prozent. Da in Griechenland nur für die Dauer eines Jahres Arbeitslosengeld gezahlt wird, warnte der größte griechische Gewerkschaftsverband wiederholt vor der Gefahr einer "sozialen Explosion".
Beim Kampf gegen die Verschwendung öffentlicher Gelder kämpfen die Behörden an vielen Fronten: Der Chef der Rentenkasse IKA gab an, dass immer noch 30.000 Renten ausgezahlt werden, bei denen nicht klar ist, ob der Rentenberechtigte überhaupt noch am Leben ist. Um der mutmaßlichen Verschwendung von Geldern der Krankenkasse auf die Spur zu kommen, sollen jetzt weitere Kontrollen durchgeführt werden. Auf der ionischen Insel Zakynthos waren angeblich 700 Menschen erblindet, Kontrolleure trafen jedoch nur 60 Blinde, die zu Recht Geld von der Krankenkasse bezogen.
dk/fab (dpa/dapd)