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Athen soll Schulden zurückkaufen

12. Oktober 2012

Die Griechen müssen runter von ihrer horrenden Schuldenquote. EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen meint, sie sollten sich Geld leihen, um eigene Staatsanleihen günstig zurückzukaufen. Nur Tricksereien - oder eine Chance?

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Im qualvollen, monatelangen Tauziehen Griechenlands mit seinen internationalen Gläubigern war diese Idee auch schon herumgereicht worden, hatte aber offenbar zu viele unsichere Faktoren für die Verhandlungspartner. EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen wirbt nun ebenfalls dafür, dass die Regierung in Athen umschuldet. Die Griechen sollten mit geliehenem Geld eigene Staatsanleihen auf den Finanzmärkten zurückkaufen, um so die hohe Schuldenquote des Landes zu drücken, erklärte er der "Süddeutschen Zeitung". Eine Senkung der Schuldenquote gilt als eine Voraussetzung dafür, dass sich Griechenland in einigen Jahren wieder über private Kapitalgeber finanzieren und ohne Hilfe der Euroländer auskommen könnte.

Bei der Bundesregierung soll die Initiative Asmussens auf Ablehnung stoßen, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die Gedankenspiele der EZB würden als unrealistisch eingeschätzt, schreibt das Blatt. Die Bundesregierung plane keine neuen Instrumente für die Rettungsschirme EFSF und ESM. Es gehe vorrangig um die Umsetzung des Reformprogramms in Athen und man wolle jetzt erst einmal den Bericht der Troika abwarten, auch über die Schuldentragfähigkeit Griechenlands, sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums der Nachrichtenagentur Reuters.

Auch in anderen EU-Regierungen wird eine Hilfe nachdem Modell Asmussens kritisch gesehen.

Der Teufel steckt im Detail

Anlass für den Vorstoß Asmussens ist die Tatsache, dass griechische Schuldtitel derzeit auf den Finanzmärkten weit unter ihrem Nominalwert gehandelt werden. Offen sind jedoch wichtige Details: Werden die Staatstitel beim Beginn einer solchen Rückkauf-Kampagne nicht sofort wieder teurer und die Gewinne damit deutlich geringer? Und woher soll das Geld für den Kauf eigentlich kommen? Asmussen stellte lediglich klar: "Ganz klar: Die EZB kann einen solchen Schuldenrückkauf nicht durchführen, das wäre Sache des griechischen Staates".

Jörg Asmussen (foto: DW/Panagiotis Kouparanis)
Mit ungewöhnlicher Idee: Jörg AsmussenBild: DW

Das hieße: Griechenland könnte das Geld wohl nur von den beiden Euro-Rettungsschirmen EFSM und ESM bekommen. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel würde das darauf hinauslaufen, dass sie das Parlament um Zustimmung für weitere Hilfen an Griechenland bitten müsste. Genau das hatte sie bisher immer tunlichts vermeiden wollen.

"Im Moment zeichnet sich ab, dass die griechische Staatsverschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 deutlich über jenen 120 Prozent liegen wird, die bisher angepeilt sind", erläutette Asmussen am Rande der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Tokio. Daher müsse man sich "Elemente überlegen", um sich diesem Zielwert zu nähern. Der Schuldenrückkauf könnte dazugehören.

Spiel mit den Risiken

Würde die griechische Regierung diese Staatsanleihen nun zurückkaufen, müsste sie laut "SZ" für Papiere im Nominalwert von 100 Euro nur einen Kurswert von beispielsweise 50 oder 70 Euro bezahlen. Verkäufer der Anleihen könnten private Gläubiger wie Banken und Hedgefonds sein, die etwa 100 Milliarden Euro griechische Schulden halten. Diese Gläubiger würden zwar eine Einbuße erleiden, wenn sie darauf verzichten, die Anleihen in ein paar Jahren zum Nominalwert von 100 Prozent zurückzuerhalten - aber: sie vermieden bei einem jetzigen Verkauf das Risiko einer Pleite Athens...

SC/sti (AP, rtr, dpa)