Armenischer Journalist wegen Spionage für die Türkei verurteilt
16. Dezember 2002Moskau, 16.12.2002, INTERFAX, russ., aus Jerewan
Das Gericht der Stadt Jerewan hat den 52jährigen Journalisten und Einwohner der Stadt Jerewan, Murad Bodscholjan, in erster Instanz zu 10 Jahren Haft mit Konfiskation des Eigentums wegen Spionage zugunsten der Türkei verurteilt, meldet ein "Interfax"-Korrrespondent.
Bei der am Montag (16.12.) in Jerewan stattgefundenen Gerichtsverhandlung ist das Urteil verkündet worden. Im Gerichtsbeschluss heißt es, dass Murad Bodscholjan, seit 1998 Korrespondent der Nachrichtenagentur Antalja (Türkei), mit türkischen Geheimdiensten zusammengearbeitet hat. Er habe ihnen operative Information über die militärischen Beziehungen Armeniens zu Griechenland, dem Iran und Russland, die Stationierung russischer Truppen in Armenien, die Tätigkeit der Kurdischen Arbeiterpartei in Armenien und die Militärtechnik der Streitkräfte des Landes übermittelt und dafür einen hohen Geldbetrag erhalten. Er habe mehrmals die Türkei besucht und sich mit Vertretern der Geheimdienste dieses Landes getroffen.
Murad Bodscholjan arbeitete im Jahr 1970 in der Abteilung Aufklärung des Verteidigungsministeriums der Sozialistischen Sowjetrepublik Armenien. Seit 1991 war er in der Nationalversammlung Armeniens und später im Außenministerium tätig. Er war auch Dolmetscher des ersten Präsidenten Armeniens Lewon Ter-Petrosjan. Außerdem arbeitete bei der Lokalzeitung "Asg".
In einem "Interfax"-Interview erklärte der Verteidiger von Murad Bodscholjan, Owil Arsenjan, dass er diese Gerichtsverhandlung als "politischen Auftrag der Machthaber und Angriff auf die Freiheit des Wortes" betrachtet. Er unterstrich, dass Murad Bodscholjan "nur Korrespondent bei Medien war, die einem feindlichen Staat gehören". Er wolle beim Berufungsgericht Armeniens Berufung gegen das Strafurteil einlegen. (lr)