Armenien beschuldigt seine Nachbarländer Türkei, Georgien und Aserbaidschan der Zerstörung armenischer historischer Denkmäler
4. Juli 2002Jerewan, 28.6.2002, NOJAN TAPAN, russ.
Die Zerstörung armenischer historischer Architekturdenkmäler in drei der vier Nachbarländer Armeniens (mit Ausnahme des Iran) dauert an. Das erklärte der Leiter des für armenische Architekturdenkmäler zuständigen Jerewaner Büros, Samwel Karapetjan, in einem Gespräch mit "Nojan Tapan". Insbesondere sei es die Türkei, die "nach Kräften" zerstöre. "Nach uns vorliegenden Informationen gab es auf türkischem Territorium etwa 7000 armenische Kirchen. Nach Angaben der UNESCO von 1974 wurden 466 der unter Denkmalschutz stehenden 913 Objekte seit 1915 völlig zerstört, von 252 blieben nur Ruinen und 197 müssten wieder aufgebaut werden. "Die Resolution des Europäischen Parlaments über die Anerkennung des armenischen Genozids, die 1987 angenommen wurde, fordert, dass die türkische Regierung mit armenischen Denkmälern in angemessener Weise umgeht."
Samwel Karapetjan betonte, auch in Aserbaidschan würden armenische Kunstwerke massenhaft zerstört. In der Stadt Dschulfa in Nachitschewan sei ein Viertel des armenischen Friedhofs, der berühmt war für seine Steinkreuze, vor zwei Jahren mit armenischen Bulldozern dem Erdboden gleich gemacht. Die iranische Seite sei darauf aufmerksam geworden und die weitere Zerstörung von Monumenten sei gestoppt worden.
Insgesamt gebe es auf aserbaidschanischem Territorium 1600 armenische Denkmäler, die ältesten davon stammten aus dem frühen Mittelalter. 18 Kilometer von der Stadt Berdsor im Kaschatagsker Bezirk der Republik Nagorny Karabach entfernt befinde sich Zizernawank, eine armenische Kirche aus dem vierten Jahrhundert. 1983 seien eine Kirche aus dem 13. Jahrhundert und die mittelalterliche Kirche im Dorf Kamischli Karwatschara im selben Bezirk in die Luft gesprengt worden.
Der Zustand armenischer historischer Architekturdenkmäler in Georgien sei ebenfalls nie sehr gut gewesen... Zu Sowjetzeiten habe eine Zerstörung stattgefunden, nun würden sie von georgischen staatlichen und kirchlichen Organen übernommen, um sie für andere Zwecke zu bestimmen. Mehr als 300 Inschriften auf Steinkreuzen, Grabsteinen, auf Mauern von fast 30 Kirchen und anderen Gebäuden seien beseitigt worden, alle unter dem Vorwand der "Restaurierung". (...) Von den Nachbarländern kümmere sich nur der Iran in angemessener Weise um die armenischen Denkmäler. (TS)