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Argentinien: Mehr als 30 Milliarden US-Dollar Finanzhilfen

12. April 2025

Die wirtschaftliche Lage in Argentinien ist nach wie vor desolat. Internationale Organisationen greifen dem südamerikanischen Land unter die Arme. Präsident Milei macht vollmundige Versprechungen.

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Argentiniens Präsident Javier Milei zwischen 4 anderen Politer:innen an einem Tisch, etwas von einem Blatt verlesend
Argentiniens Präsident Javier Milei (M.) wendet sich nach Bekanntgabe der Abkommen mit einer TV-Ansprache an die Bevölkerung Bild: Argentina's Presidency Press Office/AFP

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat für Argentinien einen neuen Kredit in Höhe von 20 Milliarden Dollar (17,6 Milliarden Euro) über einen Zeitraum von vier Jahren freigegeben. Die Weltbank steuert zwölf Milliarden Dollar (10,6 Milliarden Euro) bei. Zusätzlich kündigte die Interamerikanische Entwicklungsbank Pläne für ein Finanzpaket in Höhe von bis zu zehn Milliarden Dollar (8,8 Milliarden Euro) über einen Zeitraum von drei Jahren an.

IWF lobt Fortschritte bei Stabilisierung der Wirtschaft

Der IWF mit Sitz in Washington erklärte, zwölf Milliarden Dollar würden dem südamerikanischen Land sofort zur Verfügung gestellt. Die Entscheidung über das Hilfspaket sei "in Anerkennung des beeindruckenden Fortschritts bei der Stabilisierung der Wirtschaft" getroffen worden, erklärte die Chefin der Organisation, Kristalina Georgieva, im Onlinedienst X. "Es ist ein Vertrauensvotum für die Entschlossenheit der Regierung, Reformen voranzutreiben, Wachstum zu fördern und höhere Lebensstandards für das argentinische Volk zu erzielen." Ähnlich äußerte sich die Weltbank.

Argentinien ist der größte Schuldner des IWF und steht bereits jetzt bei dem Fonds mit mehr als 44 Milliarden US-Dollar in der Kreide. Die neuen Kredite sollen dazu dienen, den Schuldendienst gegenüber dem IWF zu stemmen und die Währungsreserven der Zentralbank zu erhöhen. 

Regierung lockert Devisenkontrollen

Nach der Freigabe der Kredite kündigte Argentiniens Regierung unter dem ultraliberalen Präsidenten Javier Milei an, die bislang strengen Devisenkontrollen zu lockern. Privatpersonen könnten in dem südamerikanischen Land künftig unbegrenzt US-Dollar kaufen, sagte Wirtschaftsminister Luis Caputo. Bislang war der Umtausch auf 200 Dollar pro Monat begrenzt. Die Zentralbank teilte mit, sie werde die argentinische Währung, den Peso, innerhalb einer Bandbreite von 1000 bis 1400 Peso pro Dollar frei fluktuieren lassen.

Javier Milei - Heilsbringer oder Zerstörer?

Präsident Milei hat dem hochverschuldeten Land seit seinem Amtsantritt im Dezember 2023 einen harten Sparkurs und ein radikales Reformprogramm verordnet. So entließ der Wirtschaftswissenschaftler Tausende Staatsbedienstete und kürzte Subventionen. Dadurch sank die Inflation von 211 Prozent Ende 2023 auf 55,9 Prozent im März - womit die argentinische Inflationsrate aber noch immer eine der höchsten weltweit ist. 2024 erzielte die Regierung erstmals seit einem Jahrzehnt einen Haushaltsüberschuss.

Massive Proteste gegen den Sparkurs

Wegen dem Wegfall Tausender Arbeitsplätze und einer extrem hohen Armutsquote gibt es jedoch auch immer wieder große Demonstrationen gegen die Sozial- und Wirtschaftspolitik. Zuletzt protestierte die Bevölkerung am Donnerstag mit einem Generalstreik gegen die steigenden Preise und zu geringen Renten.

Ältere Personen rufen und gestikulieren, auf einem ihrer Schilder steht übersetzt: Töte uns nicht - weder mit Stöcken noch durch Hunger
Proteste von Rentnern am Mittwoch in Buenos AiresBild: Rodrigo Abd/AP Photo/picture alliance

Milei brauche diese Finanzhilfen wie "die Luft zum Atmen", erklärte Belén Amadeo, Politologe der Universität Buenos Aires. Sie gäben dem Präsidenten dringend benötigten Bewegungsspielraum.

Die Wirtschaft werde wachsen "wie nie zuvor", prognostizierte Milei im Anschluss an die Bekanntgabe der Kredite in einer Rede im argentinischen Fernsehen. "Argentinien wird in den nächsten 30 Jahren das Land mit dem stärksten Wachstum sein", versprach er.

se/wa (rtr, dpa, afp)