Anwalt fordert Wiederaufnahme der Falles dreier im März ertrunkener Kinder im Kosovo
7. Juni 2004Pristina, 2.6.2004, RTK TV, KOSOVA LIVE
RTK TV, alban., 2.6.2004
(Sprecher) Tome Gashi, der Anwalt, der die am 16. März im Fluss Iber (serb. Ibar – MD) ertrunkenen drei Kinder vertritt, verlangt, dass eine neue Untersuchung des Falles eingeleitet worden. Wir sind der Meinung, dass der größte Teil des Berichts nicht der Wahrheit entspricht, so der Rechtsanwalt Tome Gashi.
Der internationale Ankläger, der das Caber (serb. Cabra – MD)-Dossier erarbeitet hat, habe einen schweren Verstoß begangen, indem er den Hauptaugenzeugen des Zwischenfalls nicht befragt habe, so Anwalt Gashi, der im, Namen der Familien ein Wiederaufrollen des Falles fordert.
(Gashi) Dies ist ein schwerer Verstoß, denn das ist der einzige Augenzeuge, der den fraglichen Zwischenfall überlebt hat. Ich glaube, dass überall in der Welt Ärzte beschäftigt worden wären, damit die Aussagen des Augenzeugen so realistisch ausfallen wie möglich. Die Wahrheit ist, dass das Kind nach dem Zwischenfall unter Stress stand, aber das ist nicht die Schuld des Kindes, sondern des Anklägers.
(Sprecher) Gashi fügte hinzu, eine Befragung des Kindes sei nicht ausreichend. Diese sei erheblich später als Mitternacht am Tag des Zwischenfalls durchgeführt worden. Die Befragung habe der ermittelnde Polizist vorgenommen. Darüber hinaus sei es inakzeptabel, dass der Ankläger vor Journalisten auf die Aussage des Jungen Bezug genommen habe. Der Vater von Fitim Veseli, dem einzigen überlebenden Kind, hat unterdessen bestritten, dass er gegenüber dem Staatsanwalt eingegriffen habe, als der versucht habe, seinen Sohn zu befragen..
(Vater) An dem Tag, an dem die Befragung stattfinden solle, fühlte sich Fitim nicht gut und wurde nach Mitrovica zur ärztlichen Behandlung geschickt. Ich habe auf den Ankläger gewartet und ihm mitgeteilt, er könne Fitim jederzeit nach dessen Rückkehr befragen.
(Sprecher) Fitims Vater erläuterte, der Ankläger sei zum ersten für die Befragung angesetzten Termin nicht erschienen. Unterdessen erklärte Anwalt Gashi, es gebe neue Beweise, zum Beispiel die Tatsache, dass der besagte Zwischenfall nicht unmittelbar eingegrenzt worden sei, sowie den Mangel an Kompetenz bei der Identifizierung der von den Jungen erwähnten Hundepfoten-Abdrücke. Weiter erklärte der Anwalt, es stimme nicht, dass es in dem Dorf Zubc keine 20 bis 22 Jahre alten Serben gebe. In dem Dorf lebten 600 Serben. Die Aussage in dem Bericht des Anklägers, dass sie Serben und Albaner in dem Dorf in der Vergangenheit keine Probleme gehabt hätten, sei von Familienmitgliedern bestritten worden. Sie beriefen sich darauf, dass (?während des Konflikts 1999 - MD) 22 Menschen getötet worden seien und fünf vermisst würden und dass während des Krieges sämtliche Häuser nieder gebrannt worden seien. Im letzten Jahr habe es eine versuchte Entführung gegeben. (...) (MK)
KOSOVA LIVE, engl., 4.6.2004
Die UNMIK hat die öffentlichen Erklärungen mit dem Ziel, ein neues juristisches Verfahren im Fall Cabra durch den Anwalt der Familien der Opfer, Tome Gashi, einzuleiten, zurückgewiesen und ihm unprofessionelles Verhalten und "einen persönlichen Angriff auf den Anklagevertreter" vorgeworfen.
"Die UNMIK bedauert, dass der Anwalt, der jetzt die Familien vertritt, anstatt Genugtuung im juristischen Verfahren zu suchen, nun beschlossen hat, einen Persönlichen Angriff auf den Anklagevertreter zu starten", so UNMIK-Sprecher Jeff Bieley.
Nach Aussage der UNMIK traf der mit dem Fall betraute Anklagevertreter am 28. April mit den Familien der Opfer zusammen und erläuterte ihnen die von ihm ergriffenen Maßnahmen und die Ergebnisse der Ermittlungen.
"Gleichzeitig informierte er die Familien auch über ihr Recht, nach geltendem Recht innerhalb von acht Tagen eine ergänzende Strafverfolgung zu veranlassen, wenn sie mit den Ergebnissen des Anklägers nicht zufrieden seien. Innerhalb des vorgesehenen Zeitraums ergriffen die Familien keine solchen Maßnahmen", heißt es in der UNMIK-Presseveröffentlichung.
Die UNMIK-Verwaltung deutet auf diese Weise an, dass die Ermittlungen nicht weitergeführt werden. (....) (MK)