Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse steigt deutlich
4. September 2025Pfleger, Ärzte, Ingenieure - ausländische Fachkräfte werden gebraucht, um den Bedarf in Deutschland zu decken. Doch aus bürokratischen Gründen ist es bislang für Migranten oftmals gar nicht so einfach, die Karriere in einem deutschen Betrieb fortzusetzen. Eine gute Nachricht kommt in diesem Zusammenhang nun vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden: In Deutschland werden immer mehr ausländische Berufsabschlüsse anerkannt.
Die Quote ist in den vergangenen Jahren deutlich nach oben gegangen. 2024 wurden rund 79.100 Anträge positiv beschieden - und damit 21 Prozent mehr als 2023, wie die Wiesbadener Statistiker mitteilen: "Seit Beginn der gemeinsamen Erfassung von bundes- und landesrechtlich geregelten Anerkennungsverfahren im Jahr 2016 stieg die Zahl der Anerkennungen kontinuierlich und hat sich mehr als verdreifacht."
Ausländische Fachkräfte dringend nötig
Für Wirtschaft und Sozialstaat ist das eine gute Entwicklung. Denn Ökonomen zufolge bleibt Deutschland auf ausländische Fachkräfte angewiesen, da in den kommenden 15 Jahren knapp ein Drittel der Erwerbstätigen in den Ruhestand gehen. "Jüngere Altersgruppen werden die Babyboomer zahlenmäßig nicht ersetzen können", betonen die Statistiker.
"Dies bringt auf längere Sicht die sozialen Sicherungssysteme unter Druck, weil mehr Menschen von weniger Beitrags- und Steuerzahlern versorgt werden müssen", sagte Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) der Nachrichtenagentur Reuters. "Dies verschärft insgesamt die Verteilungskonflikte." Ohne grundlegende Reformen steige die Abgabenquote, was wiederum den Standort für Investitionen und qualifizierte Arbeitskräfte unattraktiver mache.
Türkei auf Platz Eins
Mit 9200 Anerkennungen war die Türkei mit Abstand die Nummer eins: Die Zahl stieg um 2600 im Vergleich zu 2023. Dahinter folgte die Ukraine mit 6400 Anerkennungen - das sind mehr als doppelt so viele wie 2023 mit damals 3000. Auch die Ausbildungsstaaten Tunesien mit 5300, Indien mit 4900 und Syrien mit 4300 Anerkennungen waren häufig vertreten.
Hingegen nahmen positiv beschiedene Verfahren ab bei Abschlüssen aus Bosnien-Herzegowina (4000) und den Philippinen (3600). Die beiden Länder rutschten im Wiesbadener Ranking von ihren Plätzen zwei und drei auf die Ränge sechs und sieben.
Die Top 5 der am häufigsten anerkannten Berufe blieben nahezu unverändert. Auf dem ersten Platz lag mit 32.500 Anerkennungen und einem Anteil von 41 Prozent an allen anerkannten Qualifikationen der Beruf Pflegefachfrau/Pflegefachmann (einschließlich Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sowie Gesundheits- und Krankenpfleger). Die Anerkennungen stiegen hier im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent.
Auf Platz zwei folgte mit 11.000 Anerkennungen und einem Anteil von 14 Prozent der Beruf Arzt/Ärztin, der im Rahmen der Approbationserteilung anerkannt werden kann. Auf Platz drei kommen Ingenieure mit 4400 positiv beschiedenen Verfahren und fünf Prozent aller Anerkennungen. Die Plätze danach belegen Lehrer (2800; vier Prozent) und Physiotherapeuten (2200; 2,8 Prozent). Knapp dahinter sind Erzieher zu finden.
AR/jj (rtr, dpa)
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