Albanischsprachige Zeitung Fakti sieht in angestrebtem Referendum Destabilisierung Mazedoniens
23. August 2004Skopje, 21.8.2004, FAKTI, alban.
Das, vor dem wir alle Angst hatten, ist in Mazedonien geschehen. Die Zahl von 150 000 Unterschriften, um ein mono-nationales Referendum gegen das Gesetz zur Dezentralisierung durchzuführen, wurde erreicht. Das zeigt, wie leicht die Opposition das mazedonische Volk manipulieren kann, unabhängig von den eventuellen Konsequenzen dieses Handelns. Die meisten, die vor drei Jahren ihre Namen auf Referendumslisten setzten, dachten daran, was dafür getan werden könnte, so rasch wie möglich Frieden zu schaffen. Natürlich war damals jeder des Krieges und der ewig neuen Opfer überdrüssig. Das Abkommen von Oher (Ohrid – MD), obgleich nur in Untertönen abgeschlossen, war doch für beide Seiten eine Garantie. Es war ein Abkommen zwischen den Albanern und den Mazedoniern. Das heißt, es war ein Kompromiss, der den Konflikt beendete und die Hoffnung unter den Menschen, die das Leben und die Zukunft ihres Landes wirklich schätzten, wieder herstellte. Es ist bekannt, dass der Frieden nicht mit Gewalt aufrecht erhalten werden kann. Er kann nur durch gegenseitiges Verständnis erhalten werden.
Nachdem die Zahl von 150 000 Unterschriften für ein mono—nationales Referendum erreicht ist, werden viele Menschen die Hoffnung verlieren, dass es jemals zu einem Einvernehmen zwischen den Albanern und den Mazedoniern kommen kann.
Einige Oppositions-Politiker präsentierten sich als gestern (20.8.) vor den Medien als Sieger. Es stimmt, sie haben gewonnen, aber die zündeten einen Funken, der möglicherweise Mazedonien in Brand setzt und der sich in einen Bumerang verwandelt, denn so ist es immer mit den mazedonischen Parteien. Wer immer in der Opposition landet, versucht die Rechte der Albaner zu minimieren oder sie einfach für politische Geschäfte zu benutzen, ohne die Folgen zu bedenken, die solch unkluges und politisch unausgewogenes Handeln haben kann.
Die beiden albanischen Universitäten sind ein deutliches Beispiel dafür. Wir alle erinnern uns an den Widerstand, den es gegen die Eröffnung einer albanischsprachigen Universität gab. Es verloren sogar Menschen ihr Leben. Dennoch haben die Albaner heute, den mazedonischen Politiker und ihrer "Superpolitik" sei Dank, zwei Universitäten in ihrer Sprache.
Eine weitere Aktion, die sich als Bumerang herausstellen könnte, ist die Proklamation von Struga zum Staat im Staat. Vergessen wir nicht, dass das Gleiche auch mit Diber (Dibar – MD), Gostivar, Tetova (Tetovo – MD) (Städte mit ethnisch-albanischer Mehrheit – MD) oder mit einer anderen Stadt oder einem anderen Dorf geschehen könnte.
Das Referendum, das die mazedonische Opposition gerade bekommen hat, könnte zu einem weiteren Referendum führen, einer Option, die den Albanern offen steht. Wir wären nicht überrascht, wenn die Albaner mit einem Referendum über die Proklamation von Ilirida ankämen, der morgen zur der Autonomie der Albaner in Mazedonien führten würde. Auch wären wir nicht mehr überrascht, wenn Mazedonien zu einer Föderation würde oder ganz und gar auseinander fiele.
Nun stellt sich die Frage. Von wo kommt das Übel nach Mazedonien?
Diese Frage ist nicht so schwer zu beantworten. Das Übel kommt von den mazedonischen Politikern selbst, die, um an die Macht zu kommen, bereit sind, alles zu opfern. Sogar, das was den Menschen am meisten heilig ist: den Frieden. Sie untergraben nach und nach die Stabilität des Landes und schieben es in Richtung Destabilisierung. Ganz zu schweigen vom Wohlergehen der Menschen, die kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten könne. Ironischerweise haben wir die Politiker, die sich gestern ihres großen Sieges rühmten, nicht über das Wohlergehen der Menschen und ihre Rückkehr an ihre Arbeitsplätze sprechen hören. Wir haben nie gehört, wie sie über eine bessere Zukunft sprachen. Leider posieren sie als Sieger, wenn es ihnen nur gelungen ist, das Land zu destabilisieren oder das zu zerstören, was ihren Vorgängern gelungen ist zu erreichen.
Es ist unglaublich, aber wahr. Gestern wurden wir Zeugen einer groß angelegten Manipulation. Wir sahen Politiker, die umher stolzierten wir Hähne, so, als ob sie einen großen Berg geschwängert hätten, der dann nur eine kleine Maus gebären wird.
Man sagt, die Zukunft gehört denjenigen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben. Unser Traum ist Frieden, aus dem Stabilität, Wohlstand, Demokratie und alles andere, das heute Geisel der Tagespolitik ist, erwachsen. (MK)