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Albanischsprachige Zeitung Fakti beklagt angebliche Infiltration der mazedonischen in die albanische Sprache

20. Juli 2004
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Skopje, 16.7.2004, FAKTI, alban.

Die Gegner der albanischen Sprache, die aus der Mazedonischen Akademie der Wissenschaften kommen, dem Krste Misirkov-Instititut für Mazedonische Sprache sowie aus anderen intellektuellen und journalistischen Kreisen, singen alle das gleiche Lied, indem sie die albanische Sprache als schwere Bedrohung, gleichauf mit der Atombombe, beschreiben. Uninformierte Leser dieser Ansichten werden Schwierigkeiten haben, sich vor diesem Bombardement zu schützen. Die albanische Sprache, der angeblich in Shkup (Skopje – MD) offizieller Status zuerkannt werden soll, wird ungerechtfertigt als "gefährlicher Stoff" behandelt, der nicht in den Umlauf gebracht werden dürfe.

Die Intellektuellen, die diese Idee, dass die albanische Sprache eine Bedrohung darstelle, entwickelten, machen sich gar nicht die Mühe, sich etwas weiter entfernt umzusehen oder gar zum Beispiel Finnland oder Australien, ganz zu schweigen von Belgien, der Schweiz, Slowenien. Österreich etc. einen Besuch abzustatten. Alle diese Länder haben die Frage der Koexistenz von Sprachen sehr elegant gelöst. Die behauptete Bedrohung, die die albanische Sprache für die mazedonische Existenz darstellt, ist nichts weiter als ein Ausdruck der mazedonischen Unfähigkeit, ihre Identität gegen reale Bedrohungen zu verteidigen, etwa der Verleugnung ihrer Sprache, die aus Bulgarien kommt, der Verleugnung ihres Namens, die aus Griechenland kommt oder die Verleugnung ihrer Kirche, die aus Serbien kommt.

Hätten die mazedonischen Akademiemitglieder, Journalisten, Publizisten und Künstler eher mobil gemacht – und mit der Intensität, in der sie jetzt mobil gemacht haben, um Alarm zu schlagen über die Bedrohung, die die albanische Sprache für die Mazedonier darstelle – dann, so sind wir sicher, wäre die mazedonische Individualität nicht in dem Ausmaß durch seine Nachbarn bedroht, wie sie es jetzt ist.

Der erfolglose Versuch, die Albaner als amorphe Masse Menschen darzustellen, die ihre Sprache nicht auf offizieller Ebene zu benutzen brauchen, wird in der Sprache der Soziologie und Kultur als Akkulturation beschrieben. Um diese Akkulturation zu verschleiern, informieren die Gegner der albanischen Sprache die Öffentlichkeit falsch, indem sie die Bedrohung übertreiben, die der offizielle Status der albanischen Sprache für die mazedonische Sprache darstellen könnte.

Im Gegenteil, die albanische Sprache wird durch die mazedonische Sprache in starkem Maße bedroht und beeinflusst. Wir haben eine schreckliche Infiltration slawischer Ausdrücke in die Alltagssprache und die schriftlichen Äußerungen normaler Menschen, Politiker, Journalisten und so weiter. Wenn wir jemandem die Schuld an dem elenden Zustand der albanischen Sprache geben wollen, dann sollte mit dem Finger auf den unkontrollierten Gebrauch der mazedonischen Sprache auf allen Ebenen und in allen Bereichen des öffentlichen Lebens gezeigt werden. Eine Sprache kann sich nicht entwickeln, wenn sie isoliert und getrennt von anderen Sprachen ist. Sie kann jedoch auch ernsthaft degenerieren, wenn ihr Gebrauch nur auf private Unterhaltungen innerhalb der Familie beschränkt ist. Das ist der Status, den die albanische Sprache gehabt hat und das ist der Grund, warum es den Albanern in Albanien schwer fällt, uns zu verstehen. Sie beklagen, und das mit Recht, die Art und Weise, in der wir die albanische Sprache in den letzten Jahrzehnten massakriert haben.

Die mazedonischen Akademiemitglieder täten gut daran, ihre Sprache gegen die Bedrohungen von außen zu verteidigen, und es wäre nicht schlecht, wenn sie versuchten, in der Zukunft die albanische Sprache zu lernen. Auf diese Weise wären sie in der Lage, ihre Ideen in einer anderen Kultur mit anderen Traditionen zu verbreiten, die zurück reicht in die Antike. (...) (MK)