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"Albanien ist vom Produzenten von Problemen zum Stabilitätsfaktor geworden

21. Juni 2002

– Albaniens Präsident Rexhep Meidani zieht positive Bilanz seiner fünfjährigen Amtszeit

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Köln, 21.6.2002, DW-radio, Adelheid Feilcke-Tiemann

Meidani

: "Albanien hat sich von einem Produzenten von Problemen zu einem Stabilitätsfaktor gewandelt. Albanien ist ein Land, das diese Stabilität garantiert, auf der Basis der menschlichen und gesellschaftlichen Elemente im Inneren. Eines davon ist die vollständig (gelungene) Koexistenz unterschiedlicher Gruppen, etwa im Zusammenleben der verschiedenen Glaubensgruppen".

So die Bilanz des albanischen Staatspräsidenten Rexhep Meidani, dessen Amtszeit in diesen Tagen nach fünf Jahren zuende geht. Wenige Tage vor der Präsidenten-Wahl, die am Montag, 24. Juni, im albanischen Parlament stattfinden soll, besuchte das albanische Staatsoberhaupt die Deutsche Welle. Der Physikprofessor hatte das Amt 1997 übernommen, nachdem in Albanien bürgerkriegsähnliche Unruhen geherrscht hatten. Nach dem Zusammenbruch betrügerischer Anlagemodelle, sogenannter Pyramidenspiele, war das Land wirtschaftlich und politisch kollabiert und im Chaos versunken. Für Meidani hat sich Albanien seither wirtschaftlich und politisch stabilisiert und nach Zeiten der Rechtlosigkeit funktionierten jetzt wieder die Institutionen. Albanien sei eine offene Gesellschaft. Wie jedes offene System sei die Gesellschaft aber noch anfällig, weshalb Albanien nach wie vor unter den negativen Phänomenen wie Prostitution, Menschenhandel, Korruption leide, die nicht nur hausgemacht seien, sondern auch mit den Nachbarländern verbunden seien. Dabei kritisierte er Griechenland, über das der Großteil der Flüchtlinge nach Albanien käme.

Meidan

i: "Ich kann Ihnen garantieren, dass der größte Teil der Kurden, die nach Albanien gelangen, über die griechische Grenze kommt. Natürlich macht uns das (der Menschenschmuggel) große Sorgen und führt zu großen Problemen für die albanische Gesellschaft. Aber nach einer Klassifizierung des amerikanischen State Departement war Albanien bisher in der Kategorie drei, wo auch die Türkei, Griechenland und Israel sind. Vor 15 Tagen wurde Albanien in die Kategorie zwei eingestuft und ich wünsche, dass auch Griechenland, das immer noch in der dritten Kategorie ist, in die zweite aufsteigt."

Meidani lobte die Normalisierung der regionalen Zusammenarbeit, besonders mit Skopje und Belgrad, die nach Jahren der Krisen und Kriege nun auf einer sachlichen und konstruktiven Ebene erfolge. Gleichzeitig machte sich Meidani im DW-Interview für eine Unabhängigkeit Kosovos stark und sprach sich für eine Verbesserung der Infrastruktur und den Ausbau eines Korridors zwischen Kosovo und Albanien aus, der bisher im Stabilitätspakt nicht vorgesehen ist.

Während Meidani eine Bilanz seiner Amtszeit zog, verdichteten sich in Tirana die Spekulationen, dass sich Regierung und Opposition auf einen Kompromisskandidaten für die Nachfolge Meidanis geeinigt hätten. In den vergangenen Monaten hatte es erbitterte politische Auseinandersetzungen zwischen Regierungslager und Opposition gegeben, die beiden Erzrivalen der albanischen Politik Fatos Nano und Oppositionspolitiker Sali Berisha hatten beide selbst Anspruch auf das höchste Staatsamt erhoben. Auch Amtsinhaber Meidani hatte in einem Interview mit der Deutschen Welle seine Bereitschaft zu einer zweite Amtszeit erklärt und sich als Mann des Ausgleichs empfohlen. Nun haben sich aber Nano und Berisha zusammen mit ihren Bündnispartnern auf ein Verfahren für die Präsidentschaftswahl verständigt, dass es möglicht macht, für einen Kandidaten die nötigen 84 von 140 Stimmen im Parlament zu erzielen. Rexhep Meidani kommentiert diesen Dialog, der seine Chancen auf eine Widerwahl schmälert, aus Deutschland wie folgt:

Meidani

: "Jeder Kompromiss ist positiv für die albanische Politik. Aber am Ende muss nach dem Dialog, den Kompromissen das kommen, was für die Zukunft Albaniens sehr wichtig ist: eine gemeinsame Richtung und nicht die Zerstrittenheit in Parteilichkeiten, die morgen das institutionelle Leben deformieren kann, eine gemeinsame Richtung, die auf der Verfassung Albaniens basiert, der Stärkung der Institutionen des albanischen Staates, der möglichst guten Koordination der Arbeit dieser Institutionen und natürlich auch auf der Koordination von Kompromisse unter den politischen Parteien." (MK)