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Aids-Konferenz mit Fokus auf Osteuropa

18. Juli 2010

In Wien tagt noch bis Freitag die 18. Welt-Aids-Konferenz. Experten wollen über neue Wege im Kampf gegen das HI-Virus beraten. Trotz aller Fortschritte sterben noch immer zwei Millionen Menschen pro Jahr an Aids.

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Ein Künstler malt eine rote Schleife, das AIDS Symbol und eine Botschaft auf die Stirn eines alten Mannes anlässlich einer Aufklärungskampagne zu HIV/Aids im indischen Allahabad (Foto: uni)
Weltweit sind über 33 Millionen Menschen mit Aids infiziertBild: UNI

Mehr als 20.000 Forscher, Ärzte, Politiker und Patienten aus 100 Nationen nehmen an der Aids-Konferenz vom 18. bis 23. Juli in Wien teil. Die Welt-Konferenz steht unter dem Motto "Rechte hier und jetzt" und will den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit vorantreiben. Die Fachleute wollen unter anderem darüber beraten, wie der Einsatz von sogenannten Virenhemmern verbessert werden kann, damit möglichst viele Patienten mit Hilfe der Medikamente länger überleben.

Erst ein Drittel der 15 Millionen Aids-Kranken weltweit erhält Medikamente, die ihr Leben verlängern und ihre Symptome mildern. Leider fehle der politische Wille, dass jeder Infizierte die nötige Behandlung bekomme, klagt der Präsident der Internationalen Aids-Gesellschaft, Julio Montaner. Ein Schwerpunkt der Konferenz ist die Situation in Osteuropa und Zentralasien, wo die Zahl der HIV-Neuinfektionen entgegen dem weltweiten Trend weiter steigt.

Starke Ausbreitung in Osteuropa

In den Staaten Osteuropas und Zentralasiens sind einer Studie des UN-Kinderhilfswerkes UNICEF zufolge 80 Prozent der Infizierten jünger als 30 Jahre. Seit 2006 verzeichneten einige Regionen Russlands einen Anstieg der Rate um bis zu 700 Prozent. Besonders unter Kindern, Jugendlichen und Frauen in Osteuropa und Zentralasien breite sich die Krankheit aus, so UNICEF.

Ein Angestellter der Standard Bank in Südafrika unterzieht sich am Welt-Aids-Tag in Johannesburg einem HIV-Test (Foto: dpa)
Aids könnte zu explodierenden Kosten in der Zukunft führenBild: picture alliance/dpa

Betroffen seien vor allem junge Menschen am Rande der Gesellschaft, erklärte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider. Als Beispiel nannte er "Heranwachsende, die ihr ganzes Leben im Heim verbracht haben und nicht auf ein normales Leben vorbereitet wurden, sowie Straßenkinder, minderjährige Prostituierte und Drogenabhängige, die oft schon im Jugendalter ihre Hoffnungslosigkeit mit der Spritze betäuben".

Streit um Finanzmittel

Aids-Aktivisten warfen den USA und europäischen Ländern am Rande der Konferenz vor, ihre Finanzmittel für die weltweite Bekämpfung der Immunschwäche zu kürzen. Der Globale Fonds gegen Aids, Malaria und Tuberkulose hofft auf 20 Milliarden US-Dollar (15,5 Milliarden Euro) für die kommenden drei Jahre.

Eine mit Aids infizierte Frau in der Ukraine bekommt von einer Krankenschwester eine Flasche gereicht (Foto: AP)
In der Ukraine ist Aids ein großes ProblemBild: AP

Auch Österreichs Caritas-Präsident Franz Küberl appellierte an die internationale Staatengemeinschaft, die Pandemie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Statt der derzeit rund 15 Milliarden würden künftig wohl mindestens 25 Milliarden US-Dollar pro Jahr gebraucht, um der Krankheit angemessen entgegentreten zu können. Nötig seien einerseits eine verbesserte Präventionsarbeit und verstärkte medizinische Anstrengungen, andererseits aber auch Maßnahmen gegen Armut und Unterdrückung sowie gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen.

Hoffnung auf Impfstoff

Der US-Forscher Anthony Fauci, einer der renommiertesten Aids-Experten weltweit, machte hingegen Hoffnung auf einen Durchbruch bei der Suche nach einem Impfstoff gegen die Immunschwächekrankheit. Nach einer Serie vielversprechender Forschungsergebnisse sei er inzwischen "sehr viel zuversichtlicher, dass wir letzten Endes einen Impfstoff haben werden", sagte Fauci. Die Entwicklung eines Impfstoffs könne freilich noch Jahre dauern.

Das HI-Virus wurde Anfang der 1980er Jahre zum ersten Mal nachgewiesen. Weltweit sind schätzungsweise rund 33,4 Millionen Menschen damit infiziert, etwa 25 Millionen Menschen sind bislang an der daraus resultierenden Immunschwächekrankheit Aids gestorben. Jährlich kommen rund zwei Millionen Aids-Tote hinzu.

Fast 3 Millionen Neuinfektionen jährlich

Allein 22 Millionen der Infizierten leben im südlichen Afrika. In Deutschland sind es etwa 67.000 Menschen. Immer noch stecken sich pro Jahr 2,7 Millionen Männer, Frauen und Kinder mit dem HI-Virus an.

Die US-Schauspielerin Whoopi Goldberg tanzt auf dem Eröffnungsball der 18. Welt-Aids-Konferenz (Foto: AP)
Die Schauspielerin Whoopi Goldberg gab auf dem Eröffnungsball eine ShoweinlageBild: AP

Die Welt-Aids-Konferenz in Wien wird von zahlreichen Prominenten unterstützt. So sind unter anderem der frühere US-Präsident Bill Clinton, die US-Schauspielerin Whoopi Goldberg und Norwegens Kronprinzessin Mette Marit nach Wien gekommen.

Autor: Arne Lichtenberg (dpa, apn, afp, epd)
Redaktion: Hartmut Lüning

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