200 Millionen Dollar von Januar bis März 2004 aus Russland ausgeführt
8. April 2004Moskau, 6.4.2004, NOWYJE ISWESTIJA, russ., Julija Subarewa
Im ersten Quartal dieses Jahres haben russische Unternehmen, Banken und Privatpersonen 200 Millionen Dollar ins Ausland gebracht. Halb so viel wie von Januar bis März 2003. Experten gehen jedoch davon aus, dass es verfrüht sei, sich zu freuen. Sollte die jetzige Dynamik beibehalten werden, wird die Kapitalausfuhr bestenfalls auf dem Niveau des letzten Jahres bleiben und im schlechtesten Fall zunehmen.
Die private Kapitalausfuhr betrug, laut den gestern veröffentlichten Angaben der Bank Russlands, im ersten Vierteljahr 2004 200 Millionen Dollar. Dabei haben die Finanz- und Krediteinrichtungen Mittel in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar ins Ausland gebracht und die Unternehmen und die Bürger dafür gesorgt, dass der reine Kapitalzufluss 1,6 Milliarden Dollar beträgt.
Im letzten Jahr war das Bild umgekehrt: die Banken führten 10,3 Milliarden Dollar ein, die Unternehmen führten 12,4 Milliarden Dollar aus. Die Experten gehen davon aus, dass die jetzige Dynamik die sich veränderte Situation auf dem Währungsmarkt widerspiegelt. Die Festigung der russischen Nationalwährung hat sich verlangsamt, der Kurs liegt seit über zwei Monaten bei 28,5 Rubel für einen Dollar. All das mache Kredite in ausländischer Währung für die Unternehmen weniger attraktiv. (...)
Übrigens ist die Aktivität des Nicht-Finanzsektors und das Heranziehen von Mitteln von ausländischen Märkten weiterhin hoch und spielt eine wesentliche Rolle beim Kapitalzufluss im Land. Im zweiten Quartal könnte die Kapitaleinfuhr durch Unternehmen zunehmen, so der Vizepräsident der Investitionsgruppe "Renaissance-Kapital", Aleksej Moissejew.
Es ist nämlich so, dass im Juni das neue Gesetz "Über Devisenregelungen und Devisenkontrolle" in Kraft tritt, das vorsieht, dass die Bank Russlands eine Reihe von Einschränkungen bei der Durchführung von Devisenoperationen bei der Kapitalbewegung einführen wird. Unter anderem ist vorgesehen, dass 20 Prozent der Devisen bei der Kapitaleinfuhr in die Russischen Föderation für eine Frist bis zu einem Jahr deponiert werden.
Experten gehen davon aus, dass die Finanzmacht sich bemühen wird, diese Norm möglichst schnell anzuwenden, um die Inflation und die Festigung des Rubels zu kontrollieren. "Das wird dazu führen, dass die westlichen Kredite viel teurer werden. Deshalb versuchen die Unternehmen, noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes an Kredite heranzukommen", so Aleksej Moissejew.
Die Regierung stützt sich darauf, dass es ihr bereits im letzten Jahr gelungen sei, die Tendenz bei der Kapitalausfuhr grundsätzlich zu ändern. So wurden 2002 aus Russland 8,1 Milliarden Dollar, im Jahr 2003 2,1 Milliarden Dollar ausgeführt. Vor vier Jahren waren es noch bis zu 24,8 Milliarden Dollar. Zu den wichtigsten Faktoren, die die Situation verändert haben, zählt der Vizepremier Aleksandr Schukow die Verbesserung des Investitionsklimas in Russland sowie das gestiegene Vertrauen gegenüber der Nationalwährung. Der stellvertretende Regierungschef ist überzeugt, dass die Tendenz zur Reduzierung des Kapitalabflusses im Jahr 2004 beibehalten werde. (...)
Wie dem auch sei, grundsätzlich wird sich die Situation nicht von heute auf morgen ändern. Russische Unternehmen und wohlbemittelte Bürger ziehen es immer noch vor, einen Teil ihrer Einnahmen im Ausland zu deponieren. Die Frage ist nur, wie groß dieser Teil in der nächsten Zukunft sein wird. (lr)