200 000 mazedonische Bauern wollen nach Australien auswandern
2. Februar 2004Skopje, 2.2.2004, DNEVNIK, mazed.
Eine Großzahl von Ackerbauern in Mazedonien überlegt, wie sie das Land in Richtung Australien verlassen können, anstatt sich um die Bestellung der Äcker zu kümmern. 200 000 von insgesamt 800 000 Ackerbauern in Mazedonien im Alter von über 45 Jahren wollen Auswanderungsformulare nach Australien ausfüllen. Das Motto "besser ein Bauer in Australien als ein ewiger Sozialfall in Mazedonien" ist eine besorgniserregende Realität, warnen Bauernführer.
"In dieser Jahreszeit haben wir stets gesessen und geplant, was wir auf den 200 000 Hektar Ackerland in der nächsten Frühlingssaison anbauen sollen. Zur Zeit hält es keiner für angebracht, über dieses Thema zu sprechen. Das Wort Australien ist in aller Munde", sagt ein Bauernvertreter.
Er sagte, unter den Interessenten gebe es sowohl (slawische – MD) Mazedonier als auch Türken, Serben, Roma, Wlachen und sogar Albaner. Die Regierung solle dringende wirtschaftliche Maßnahmen ergreifen, weil die Umsetzung des Rahmenabkommens (von Ohrid – MD) zu Makulatur wird.
Die australische Regierung plant, ab Juli dieses Jahres die australischen Dörfer und die unbewohnten Gebiete wieder bewohnbar zu machen. Die Menschen suchen massenhaft die Webseiten der australischen Regierung, um nähere Informationen zu erhalten, damit sie die Chance zur Niederlassung im "gelobten Land" Australien nicht
verpassen.
"Die Bauern sind optimistischer denn je, denn das australische Konsulat in Skopje sowie die australischen Botschaften in Belgrad und Wien haben mitgeteilt, dass sie nur Ackerbauern und nicht Leute aus den Städten akzeptieren. (...) Wir hatten Gespräche mit Kiro Gligorov (ehemaliger Staatspräsident – MD) und mit dem jetzigen Präsidenten Boris Trajkovski. Beide waren über die große Zahl von Mazedoniern, die die bulgarische Staatsangehörigkeit angenommen haben, damit sie einen bulgarischen Pass beantragen können, sehr besorgt. Aber das, was jetzt dem Land passieren kann, ist ein viel größeres Problem", so der Bauernvertreter.
Das Bündnis der Arbeitenden im mazedonischen Agrarsektor befürchtet, dass jetzt ähnliche Verhältnisse wie in den siebziger Jahren sich wiederholen könnten. Damals haben Tausende von Mazedoniern dem Land den Rücken gekehrt und sind über den italienischen Hafen Triest nach Sydney, Melbourne und in andere australische Städte ausgewandert. (fp)