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MedienGlobal

20 Jahre YouTube: Wie alles begann

Brenda Haas
Veröffentlicht 13. Februar 2025Zuletzt aktualisiert 23. April 2025

Es war als Dating-Plattform gedacht, doch die Menschen luden lieber Tiervideos hoch. Die Gründer ließen sich darauf ein - und so entstand eine Plattform, die aus dem Leben der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken ist.

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Ein Bild von 2005: Die YouTube-Gründer Jawed Karim, Chad Hurley und Steve Chen (v.l.) blicken in die Kamera
Die YouTube-Gründer Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim (v.l.n.r.) im Jahr 2005Bild: Martin Klimek/ZUMA Press/imago images

Ein Leben im 21. Jahrhundert ohne YouTube? Kaum vorstellbar! Dabei fing alles alles ganz verrückt an - mit einer Idee dreier ehemaliger PayPal-Mitarbeiter: Jawed Karim, Chad Hurley und Steve Chen. Als sie ihre Domain am Valentinstag 2005 aktivierten, konnten sie nicht ahnen, was einmal daraus werden würde.

In einer Rede an der Universität von Illinois im Jahr 2007 sagte der in Deutschland geborene Karim: "Wir wussten nicht einmal, wie wir unser neues Produkt beschreiben sollten. Um Interesse zu wecken, bezeichneten wir es erst mal als eine neue Art von Dating-Website." 

Aber niemand wollte mitmachen. Auch Anzeigen, in denen sie Frauen 20 US-Dollar boten, wenn sie Videos hochluden, halfen nicht. Wohl aber luden Menschen Videos von ihren Haustieren oder Urlaubserlebnissen hoch.

Liken, kommentieren oder abonnieren

Die drei Gründer machten sich dazu ihre Gedanken - und änderten ihre Strategie: "Wir fanden das sehr interessant. Wir sagten uns: 'Warum lassen wir nicht die Userinnen und User bestimmen, worum es bei YouTube geht?' Bis Juni hatten wir die Website komplett umgestaltet, wir haben sie offener und ansprechender gemacht. Es hat funktioniert", so Karim. 

Schon ein Jahr nach dem Start waren die Nutzenden von YouTube begeistert. Die benutzerfreundliche Oberfläche und die Idee, dass man mit einem Konto und einer Kamera selbst Inhalte erstellen und weltweit teilen kann, fanden großen Anklang.

Die Inhalte konnten schon damals mit einem "Gefällt mir"-Zeichen und Kommentaren versehen werden - ein Mitmach-Angebot, das überzeugte. Im November 2006 erkannte Google das Potenzial des Unternehmens und erwarb für 1,65 Milliarden US-Dollar (etwa 1,6 Milliarden Euro) die Aktienmehrheit an YouTube.

Wie alles begann

Der Legende nach entstand die Idee eine Plattform zu programmieren, auf der Leute ihre Home-Videos teilen können, nachdem Karim 2004 vergeblich Aufnahmen von zwei völlig verschiedenen Ereignissen gesucht hatte:

Im Februar 2004 sorgte der berüchtigte "Nipplegate"-Vorfall beim Super Bowl in den USA für Aufsehen: In der Halbzeitshow mit Justin Timberlake und Janet Jackson kam es zu einer Panne mit Jacksons Outfit, bei der vor laufender Kamera ihre Brust entblößt wurde. Ein Vorfall, der eine enorme Nachfrage nach Videomitschnitten auslöste - für all diejenigen, die diesen Moment verpasst hatten.

Justin Timberlake und Janet Jackson stehen mit Mikros auf der Bühne
Der "Nipplegate"-Eklat: Janet Jackson und Justin Timberlake beim Super Bowl 2004Bild: Wise/EPA/dpa/picture alliance

Im Dezember desselben Jahres erschütterte ein verheerender Tsunami im Indischen Ozean die Welt. Menschen suchten verzweifelt nach Aufnahmen der Katastrophe und teilten sie online.

Tanz mit dem Baby Hai 

Inzwischen werden jede Minute mehr als 500 Stunden Video-Inhalt auf YouTube hochgeladen. Nicht selten gehen Videos viral.

Manches hat die globale Popkultur nachhaltig geprägt, wie etwa der unschuldige Charme von "Charlie Bit My Finger", in dem Baby Charlie seinem älteren Bruder in den Finger beißt und sich über die Reaktion amüsiert. Oder die ansteckende Energie des südkoreanischen Sängers Psy mit seinem "Gangnam Style" im Jahr 2012: Es war nicht nur das erste Video, das eine Milliarde Aufrufe erreichte; es zeigte auch, wie YouTube-Videos kulturelle und sprachliche Barrieren überwinden können.

Zum Vergleich: Das aktuell meistgesehene YouTube-Video ist "Baby Shark Dance" - mit über 15 Milliarden Aufrufen, ein animiertes Zeichentrickvideo, in dem Kinder mit einem Baby-Hai tanzen.

Aber die Geschichte von YouTube wäre nicht komplett ohne die Entdeckung von Justin Bieber. 2007 lud seine Mutter Pattie Mallette Videos hoch, in denen der kleine Justin Coversongs sang. Das erregte die Aufmerksamkeit des Talentmanagers Scooter Braun. Der Rest ist Popmusik-Geschichte. Biebers Erfolg zeigte, wie YouTube als Sprungbrett für unentdeckte Talente dienen kann. Heute kann jeder mit einer Kamera und einer guten Stimme der nächste große Star werden.

Hollywood ruft!

Wie schnell der Erfolg kommen kann, zeigt auch der Kurzfilm "Nothing, Except Everything" von Wesley Wang. Der 13-minütige Film, der sich mit Teenager-Angst in der Highschool beschäftigt, wurde während Wangs letztem Schuljahr gedreht. Nach seinem Debüt auf YouTube erhielt er über 4,4 Millionen Aufrufe und gewann den Grand Jury Prize beim Indy Shorts Film Festival in Indianapolis.

Die Liste mit erfolgreichen Beispielen ist beliebig lang: So haben etwa die australischen Zwillinge Daniel und Michael Philippou, die den YouTube-Kanal RackaRacka betreiben, mit ihrem Horrorfilm "Talk To Me" aus dem Jahr 2022 einen Hit gelandet.

Beliebt ist die Plattform nicht nur für Haustiervideos und Kurzfilme, sondern auch für hilfreiche Anleitungen: von "Wie man Mondfotos mit dem iPhone macht" bis "Putzen mit Cola". Kanäle wie TED-Ed, Khan Academy und CrashCourse haben die Plattform zudem in ein virtuelles Klassenzimmer verwandelt, das für jeden zugänglich ist.

ine Studie des Pew Research Centre aus dem Jahr 2021 zeigte, dass YouTube während der COVID-Pandemie und des Lockdowns das größte Wachstum aller sozialen Medien verzeichnete, da die Menschen nach produktiven Möglichkeiten suchten, ihre Zeit zu verbringen.

Popstar Billie Eilish und ihr Bruder Finneas O'Connell stehen auf der Bühne
Renner auf YouTube: Popstars Billie Eilish und Finneas O'Connell bei Akustik-Konzert (2022)Bild: Marius Becker/dpa/picture alliance

Fun Fact: Finneas O'Connell - Billie Eilishs Bruder und Musikproduzent - sagte im September 2021 dem Magazin "Future Music", dass er die Grundlagen der Musik von seinen Eltern lernte und den Rest von YouTube. Er produzierte Eilishs Debütalbum "When We All Fall Asleep, Where Do We Go?", das 2020 mehrere Grammys gewann.

YouTube in der Kritik

YouTube hat allerdings auch einiges an Kritik einstecken müssen, vor allem wegen des Umgangs mit urheberrechtlich geschütztem Material, der Verbreitung von Verschwörungstheorien und unangemessenen Inhalten. Um diese Probleme anzugehen, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, wie strengere Inhaltsrichtlinien und bessere Algorithmen zur Filterung schädlicher Inhalte. 

Die Plattform wurde beispielsweise kritisiert, weil sie Fehlinformationen von Impf-Gegnern sowie extremistische Inhalte zuließ. Als Reaktion darauf verschärfte YouTube seine Moderationsrichtlinien und arbeitete mit Faktencheck-Organisationen zusammen.

Nichtsdestotrotz sagen Kritiker, dass Desinformation und Fehlinformationen weiterhin weit verbreitet seien. Google lehnt die von der EU geforderten Maßnahmen zur Bekämpfung dieses Problems auf YouTube bislang ab.

Was ist eigentlich aus den Gründern geworden?

"Me at the zoo" gilt als das erste Video, das am 23. April 2005 auf YouTube hochgeladen wurde. Der 19-sekündige Clip zeigt Jawed Karim vor dem Elefantengehege des San Diego Zoos.

Heute - 20 Jahre später - führen Jawed Karim, Chad Hurley und Steve Chen, im Gegensatz zu manch anderem Tech-Gründer, ein eher zurückgezogenes Leben. Seit ihrem Ausstieg bei YouTube eint sie vor allem ihr individuelles Engagement für verschiedene Start-ups. Ihre Aktivitäten sind bisweilen auch auf Youtube zu sehen.

Ein Kommentator unter einem dieser Videos bringt es gut auf den Punkt: "Es ist verrückt zu denken, dass diese drei Typen nicht nur das Internet, sondern die ganze Welt verändert haben."

Aus dem Englischen adaptiert von Stefan Dege und Rayna Breuer