Über 1000 Tote bei Kämpfen in Syrien - Nachbarländer besorgt
9. März 2025Beim Vorgehen gegen Anhänger des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad sind in Syrien nach Angaben von Aktivisten seit Donnerstag mehr als tausend Menschen getötet worden. Darunter seien 745 Zivilisten, 125 Mitglieder der syrischen Sicherheitskräfte sowie 138 Assad-Anhänger, teilte die in Großbritannien ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrecht am Samstag mit. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Syriens Nachbarländer sorgen sich angesichts der schwierigen Sicherheitslage in der Region. Die Außen- und Verteidigungsminister sowie die Geheimdienstchefs der Türkei, Jordaniens und des Irak treffen sich an diesem Sonntag in der jordanischen Hauptstadt Amman mit ihren syrischen Kollegen.
Wie es aus der Türkei heißt, geht es bei den Gesprächen um die Gefährdung der Sicherheit in der Region sowie um den Kampf gegen Terrorismus und Organisierte Kriminalität. Der türkische Außenminister Hakan Fidan hatte im Februar angekündigt, dass die vier Länder gemeinsam die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) vorgehen wollen.
Der IS hatte während des Bürgerkriegs zeitweise weite Teile Syriens unter seine Kontrolle gebracht. Die Terrororganisation gilt zwar als militärisch besiegt, ist aber weiterhin im Land aktiv. Der IS verfügt Schätzungen zufolge noch über 2000 bis 3000 Kämpfer. Tausende IS-Anhänger sitzen zudem in Gefängnissen im Nordosten Syriens.
Al-Scharaa wendet sich erneut an die Syrer
Angesichts der Kämpfe hat Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa zu Frieden und Einheit im Land aufgerufen. "Wir müssen die nationale Einheit, den inneren Frieden so weit wie möglich bewahren und, so Gott will, werden wir in der Lage sein, in diesem Land so weit wie möglich zusammenzuleben", so al-Scharaa in einer Rede an diesem Sonntag.
Bereits am Freitag hatte sich der Übergangspräsident die Einheit Syriens beschworen. Angesichts der blutigen Auseinandersetzungen in der mehrheitlich von Alawiten bewohnten Provinz Latakia an Syriens Mittelmeerküste im Nordwesten des Landes hatte sich al-Scharaa in einer Rede an die Nation gewandt. Jeder, der Übergriffe gegen Zivilisten begehe, werde hart bestraft, kündigte der Ex-Rebellenchef an.
Berichte von "Massakern" an Alawiten
Die Kämpfe hatten am Donnerstag begonnen. Nach Angaben der neuen Machthabern überfielen bewaffnete Anhänger der gestürzten Regimes von Baschar al-Assad Sicherheitskräfte. Die Angriffe der Aufständischen in der Provinz Latakia schienen koordiniert zu sein, so die Einschätzung des Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington.
Am Freitag verlegte die Übergangsregierung deswegen größere Truppenkontingente in die Region. Wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, hätten Sicherheitskräfte der islamistischen Übergangsregierung dabei regelrechte "Massaker" an Alawiten verübt, zu der auch Ex-Präsident al-Assad gehört.
Seit dem Sturz des Langzeitmachthabers Assad am 8. Dezember und der Machtübernahme durch die islamistische Haiat Tahrir al-Scham-Miliz (HTS), hatte die neue syrische Führung unter al-Scharaa wiederholt versichert, die Minderheiten im Land schützen zu wollen. Für Syriens Übergangspräsidenten sind die Auseinandersetzungen die erste große Prüfung.
ch/AR (dpa, afp, rtr)
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