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Çamen-Verband fordert stärkeres Engagement der albanischen Regierung

25. Februar 2004
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Tirana, 22.2.2004, Ballkan, alban.

Die Rückkehr der Çamen-Frage auf die internationale politische Bühne hat eines der größten Probleme zwischen Albanien und Griechenland in der jetzigen Situation wieder zum Vorschein gebracht. Vor ein paar Tagen forderten mehrere Abgeordnete des Europäischen Parlaments den Kommissar für Außenbeziehungen, Chris Patten, auf, das Thema im Europäischen Parlament zu erörtern. Servet Mehmeti, Vorsitzender des patriotischen Verbandes Çameria äußerte sich zufrieden über diese Entwicklung. In einem Interview mit BALLKAN forderte Mehmeti ein stärkeres Engagement der albanischen Regierung und der Politiker bei der Lösung der Çamenfrage.

(Frage) Herr Mehmeti, in seiner Antwort auf die von Maurizio Turco angeführten EU-Abgeordneten sagte der EU-Au0ßenkommissar Chris Patten: "Die Europäische Kommission betrachtet das Çamen-Problem als eine Frage, die in die bilateralen Beziehungen zwischen Albanien und Griechenland gehört". Was ist Ihre Ansicht als Vorsitzender des Çameria.-Verbandes?

Mehmeti: Als Vertreter des Verbandes begrüßen wie diese Erklärung, obgleich die Presse nicht die Essenz dessen, was Kommissar Patten gesagt hat, hervorgehoben hat. Wir denken, es ist positiv zu hören, dass die Europäische Kommission vollständig informiert worden ist über die Tragödie der Çamischen Bevölkerung und die Folgen des Völkermordes, die die Çamischen Albaner vom Zweiten Weltkrieg bis zum heutigen Tag begleitet haben. Die Europäische Kommission hat zudem das Problem, dass der albanischen Bevölkerung in Griechenland die Rechte verweigert werden, sowie das der Rückgabe des Eigentums, das von der griechischen Bevölkerung willkürlich beschlagnahmt wurde, betont. Die Tatsache, dass die Europäische Kommission die Lage verfolgt, ist hinsichtlich einer raschen Lösung ermutigend. (...)

(Frage) Haben Sie Vertrauen in die albanische Regierung?

(Antwort) Trotz der Empfehlungen der EU hat die albanische Regierung eine verfassungsmäßige Verpflichtung, sich mit der Çamen-Frage als Teil der albanischen nationalen Frage zu befassen. Ich kann nicht vorhersagen, wie entschlossen und beharrlich die albanische Regierung dabei sein wird, dieses Thema gegenüber Griechenland voran zu bringen. Wenn sie nicht handelt, wird die albanische Regierung nicht nur von den 205 000 Çamen herausgefordert, sondern von allen patriotischen Albanern. Jede Regierung oder politische Partei in Albanien sollte begreifen, dass gutnachbarliche Beziehungen zu Griechenland nur aufrechterhalten und gefördert werden können, indem die historischen Ungerechtigkeiten korrigiert, die Menschenrechte verwirklicht und nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit gehandelt wird. Jedes Handeln, dass all dem zuwiderläuft, wäre zum Schaden beider Seiten.

(Frage) Vor einigen Tagen legten 62 Abgeordnete der Opposition und der Regierungsparteien dem Parlamentspräsidium einen Resolutionsentwurf über die Çamen-Frage vor. Denken Sie, dass die Verabschiedung dieser Resolution einen Beitrag zu einem ernsthafteren Engagement des albanischen Staates leisten würde?

(Antwort) Die Resolution ist auf die Tagesordnung der Parlaments aufgenommen worden und es wird erwartet, dass sie gebilligt wird. Das Dokument bringt die Sorge über die nachlässige Behandlung der Çamen-Frage und der unveräußerlichen Rechte in Bezug auf die Fragen Eigentum und Staatsbürgerschaft zum Ausdruck. Der Resolutionsentwurf nimmt Bezug auf Protokoll 4 der Europäischen Konvention (Artikel 4), wo es heißt, : "Niemand darf aus dem Hoheitsgebiet des Staates, dessen Staatsangehöriger er ist, durch eine Einzel- oder Kollektivmaßnahme ausgewiesen werden", wie das mit der Çamen_Bevölkerung geschehen ist. Der Resolutionsentwurf bezieht sich auch auf Artikel 6 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, in dem es heißt: "Jeder hat das Recht, überall als rechtsfähig anerkannt zu werden". In dieser Erklärung heißt es auch: "Niemand darf willkürlich festgenommen, in Haft gehalten oder des Landes verwiesen werden" und: "Niemandem darf seine Staatsangehörigkeit willkürlich entzogen werden", wie das mit den Çamen geschehen ist. "In dem Resolutionsentwurf heißt es: "Das Parlament Albaniens hat beschlossen, an das Europäische Parlament, den US-Kongress und die Parlamente der Unterzeichnerstaaten der Allgemeinen Erklärung zu appellieren, ihre gesamte Autorität einzusetzen, um dieses historische Unrecht zu korrigieren". Daher werden der albanische Staat und die Regierung sich ebenfalls engagieren, wenn sich das Parlament engagiert". (MK)